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Eröffnung des Pharmacon Davos: Von Rechten, Pflichten und verhaltenem Optimismu
Wagenburgmentalität von Politikern
Linz konstatierte, dass der Gesetzesentwurf des AVWG ordnungspolitische Fehler und gravierende handwerkliche Mängel aufweist, die so nicht mitgetragen werden können. Als einen Kernpunkt der Kritik hob Linz die Diskussion um die Gewährung von Rabatten hervor. Diese seien ein im Geschäftsleben völlig normaler Vorgang. Dass Naturalrabatte nun in die "Schmuddelecke" gedrängt werden und Barrabatte nur mit Einschränkungen erlaubt sein sollen, sei nicht hinzunehmen. Gleiches gelte auch für Skonti. Den hier geplanten Änderungen steht Linz "völlig fassungslos" gegenüber. "Skonti sind gängige Vereinbarungen zwischen Geschäftspartnern, sie haben nichts mit dem Gesundheitswesen zu tun! In Stellungnahmen und Einzelgesprächen gegenüber der Politik und dem Ministerium wurde und wird diese Kritik von Standesvertretern vorgetragen. Allerdings scheint hier der Wille zu überwiegen, das Gesetz auf jeden Fall durchzusetzen", meinte die BAK-Präsidentin. Bei dieser "Wagenburgmentalität" des Ministeriums sei es schwierig, mit guten Argumenten Änderungen durchzusetzen. Berechtigte Argumente wollen offensichtlich nicht gehört werden, aber das Verfahren laufe auf Hochtouren, die Gespräche und Diskussionen seien noch nicht am Ende: Sie wolle keinerlei voreiligen Optimismus verbreiten, so Linz, aber sie hoffe auf die Einsicht, dass dieser Entwurf entschärft werden muss. Eine Entscheidung wird in den nächsten Tagen fallen.
Kooperation der Heilberufe verstärken
Vom Entwurf des AVWG sind aber auch die Ärzte betroffen. Linz forderte dazu auf, verstärkt den Schulterschluss und Gespräche mit dieser Berufsgruppe zu suchen, um so den Druck auf die Politik zu erhöhen. "Wenn es um Sparmaßnahmen geht, die das Arzneimittel betreffen, sind nicht nur die Ärzte, sondern eben auch die Apotheker gefordert", so Linz. Hier biete es sich an, ökonomisch Mitverantwortung zu übernehmen: In der Festbetragsgruppe 1, der Gruppe mit identischen Wirkstoffen, könnte zum Beispiel die Verantwortung für die Auswahl eines preisgünstigen Medikamentes beim Apotheker liegen.
Rechte ziehen Pflichten nach sich
Der Versorgungsauftrag der öffentlichen Apotheke, der sich aus dem Umgang mit dem Arzneimittel als "Ware der besonderen Art" ergibt, unterscheidet die Apotheke von übrigen Gewerbebetrieben, machte Linz im weiteren Verlauf ihrer Rede deutlich. "Damit wir die Pflichten gegenüber Patient und Gemeinwohl, die sich für unseren Berufsstand daraus ergeben, als freier und unabhängiger Heilberuf erfüllen können, gelten Sonderbedingungen, die der Staat gewährt. Dazu zählt das Fremd- und Mehrbesitzverbot ebenso wie die Apothekenpflicht bestimmter Waren." Diese Rechte würden gerne wahrgenommen und auch eingeklagt, die Pflichten würden dagegen zunehmend von einigen Kollegen kritisiert: Sie forderten z. B. die Abschaffung des Labors und eine Ausdünnung des Notdienstes.
Vor solchen Forderungen warnte die BAK-Präsidentin eindrücklich: "Diese Pflichten gehören eben auch zu den originären Aufgaben der Apotheker! Wenn das Arzneimittel eine Ware der besonderen Art ist, die besondere Regelungen erfordert, und für die Apothekern auch gewisse Rechte zustehen, dann müssen die Pflichten, die sich daraus ergeben, ebenso erfüllt werden."
Auch das Personal gut schulen
Linz freute sich sehr, dass in diesem Jahr etwa 1100 Fortbildungswillige nach Davos gekommen sind, die die Chance der Fortbildung nutzen. Sie forderte alle Teilnehmer auf, das neu erworbene oder wieder aufgefrischte Wissen in der Praxis anzuwenden und vor allem auch weiterzugeben! Denn auch die zu Hause gebliebenen Apothekenmitarbeiter würden Arzneimittel abgeben und müssten die für ihre sachgerechte Anwendung notwendigen Informationen vermitteln können. Das Wissen des gesamten Apothekenteams sollte sich auf dem aktuellen Stand befinden. Nur so könne das positive Bild der Apotheke in der Bevölkerung aufrechterhalten werden. "Noch vertrauen die Patienten 'ihrem' Apotheker", gab Linz abschließend zu bedenken. Das Misstrauen, das durch Berichte wie zuletzt dem des ZDF-Magazins WISO zunehmend zu spüren sei, dürfe nicht hochkommen. Solche Beiträge - auch wenn der Berufsstand deutlich zu schlecht dargestellt werde - müssten betroffen machen und dürften nicht schön geredet werden.
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