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Jedes zweite Kind nimmt Arzneimittel
Das RKI hatte im Auftrag der Bundesregierung von 2003 bis 2006 fast 18.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren untersucht und teilweise auch ihre Eltern befragt. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt begrüßte bei der Präsentation der Studie, dass es Kindern in Deutschland im Großen und Ganzen gut geht: "Die meisten Kinder sind sportlich aktiv, normalgewichtig und ausgeglichen." Allerdings gebe es auch das genaue Gegenteil. So wiesen insbesondere Kinder aus sozial benachteiligten Familien und aus Familien mit Migrationshintergrund einen ungesunden Lebensstil, ein erhöhtes Unfallrisiko und psychische Auffälligkeiten auf.
Studienleiterin Bärbel-Maria Kurth verwies darauf, dass die Studie zu einer Vielzahl von Aspekten Aufschluss gebe. Abgefragt wurden unter anderem Gesundheitsempfinden, Ernährungsverhalten, Häufigkeit und Art von Erkrankungen und Konsum legaler und illegaler Drogen. Zudem wurden Körpermaße genommen und motorische Tests durchgeführt. Auch zur Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen, zum Impfstatus und zur Arzneimittelanwendung bei Kindern und Jugendlichen liefert KiGGS erstmals umfassend Daten.
Insgesamt zeigt sich in der Untersuchung eine Verschiebung von akuten hin zu chronischen Erkrankungen wie Fettleibigkeit, Asthma oder Allergien. So gelten 9 Prozent der Kinder als übergewichtig und weitere 6 Prozent als adipös. 13,3 Prozent leiden an chronischer Bronchitis, 13,2 Prozent unter Neurodermitis und 10,7 Prozent an Heuschnupfen. Ebenso lässt sich eine Verschiebung von somatischen zu psychischen Erkrankungen feststellen. So liegen bei 11,5 Prozent der Mädchen und bei 17,8 Prozent der Jungen Verhaltensauffälligkeiten bzw. emotionale Probleme vor. 10 Prozent leiden unter Ängsten, 7,6 Prozent weisen ein gestörtes Sozialverhalten auf, 5,4 Prozent gelten als depressiv und 2,2 Prozent haben Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Bei Kindern und Jugendlichen, die in einem ungünstigen und konfliktbeladenen Familienklima aufwachsen und die einen niedrigen sozioökonomischen Status aufweisen, sind diese Werte durchweg höher. Kurth erwähnte in diesem Zusammenhang auch, dass Kinder, die Krippen besuchen, seltener psychische Auffälligkeiten aufwiesen.
Für die Studie wurde zudem abgefragt, ob und welche Arzneimittel in den letzten sieben Tagen vor der Untersuchung eingenommen wurden. Dabei zeigte sich, dass jeder Zweite in dieser einen Woche mindestens ein Präparat zu sich genommen hatte. Bei Mädchen lag diese Prävalenzrate mit 53,1 Prozent höher als bei Jungen (48,7 Prozent). Unter den 0- bis 2-Jährigen waren es sogar drei Viertel der Kinder, die Medikamente einnahmen. Die Analyse des Arzneimittelspektrums zeigte, dass am häufigsten Präparate zur Behandlung von Erkrankungen des Atmungssystems angewandt wurden (16,8 Prozent). Es folgten Mittel für das Alimentäre System und den Stoffwechsel (16 Prozent) und Dermatika (9,7 Prozent). Zu den häufigsten Indikationen gehörten mit 12,4 Prozent sonstige näher bezeichnete prophylaktisch wirkende Arzneimittel. 58 Prozent der Präparate wurden ärztlich verordnet, ein Viertel wurde selbst in der Apotheke gekauft, 2 Prozent stammten vom Heilpraktiker, der Rest aus sonstigen Quellen. Anders als bei Erwachsenen zeigte sich, dass bei Kindern die kurzfristige Anwendung von Arzneimitteln überwiegt. 55 Prozent nahmen die Mittel über eine Dauer von weniger als einer Woche ein, 13 Prozent berichteten von einer Anwendungsdauer von mehr als einem Jahr.
Jedes dritte Mädchen leidet unter Essstörungen
Beim Essverhalten zeigte sich, dass rund die Hälfte der Kinder täglich frisches Obst und Gemüse, Brot und Milch isst. Bei Obst und Gemüse liegen die Mädchen vorne, bei Milchprodukten und Cerealien die Jungen. Drei Viertel essen nur ein Mal im Monat Fast-Food. Allerdings wird gerne genascht: Rund 20 Prozent essen täglich Schokolade und Süßigkeiten.
Jeder Fünfte Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren weist eine Essstörung auf, bei Mädchen ab 14 sind es sogar 32,2 Prozent – damit gehören die Essstörungen zu einem der häufigsten chronischen Gesundheitsproblemen in diesem Alter. Auch hier sind unterprivilegierte Kinder (27, 6 Prozent) deutlich häufiger betroffen als solche aus bessergestellten Familien (15,6 Prozent). Ein Migrationshintergrund ist allerdings eher von Vorteil: Hier sind nur 20,2 Prozent betroffen – bei den Deutschen sind es 30,3 Prozent.
Alkoholerfahrungen verbreitet
Die Studie zeigt weiterhin, dass jeder fünfte 11- bis 17-Jährige raucht. Fast zwei Drittel haben bereits Erfahrungen mit Alkohol. Etwa ein Drittel der Jungen und ein Viertel der Mädchen gaben an, mindestens einmal in der Woche Alkohol zu konsumieren. Haschisch oder Marihuana hatten im letzten Jahr vor der Befragung 9,2 Prozent der Jungen und 6,2 Prozent der Mädchen zu sich genommen. Andere illegale Drogen wurden von weniger als einem Prozent der Befragten konsumiert. .
Weitere Informationen zur Studie im Internet unter: www.kiggs.de
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