Interpharm Hamburg

Fettstoffwechselstörungen

Statine schützen die Gefäße

Fettstoffwechselstörungen führen zu Atherosklerose und damit zu einem hohen Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Ob und wie Arzneimittel, allen voran die Statine, diese potenziell tödlichen Ereignisse verringern können, diskutierte Prof. Dr. Heyo Kroemer aus Greifswald.

Seit die Framingham Heart Study im Jahr 1984 veröffentlicht wurde, weiß man, dass ein erhöhter Cholesterinspiegel mit einem erhöhten Risiko für die koronare Herzkrankheit assoziiert ist. In den folgenden Jahren wurde die Rolle der Blutfettwerte diskutiert und die Zielwerte immer wieder angepasst. Heute gilt bei Patienten mit einer manifesten koronaren Herzkrankheit ein LDL-Zielwert von unter 100 mg/dl.

Trotz der gut belegten Daten flammt die Pro-und-Kontra-Diskussion über den Sinn einer Senkung der Blutfettwerte immer wieder auf. Kroemer wies darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen hohen LDL-Cholesterinwerten und einer erhöhten Ereignisrate bei der koronaren Herzkrankheit "zweifelsfrei" sei.

Das Cholesterin aus der Nahrung ist nicht die einzige Cholesterinquelle des Körpers. Ein weit größerer Teil wird in der Leber synthetisiert. Die Leber stellt VLDL her, welche zu Cholesterintransportproteinen, den LDL (Low density lipoproteins) abgebaut werden. LDL können das Gefäßendothel penetrieren. Dort oxidieren sie und werden von Makrophagen aufgenommen, die sich daraufhin zu Schaumzellen umbilden. Diese Schaumzellen lagern sich an den Gefäßwänden ab und tragen zur Bildung der atherosklerotischen Plaques bei.

Eine stabile Plaque macht sich normalerweise nicht bemerkbar. Gefährlich wird es erst, wenn die Plaque einreißt und dann die instabilen Ränder umklappen. An diesen Stellen können sich Thromben anlagern, und es kommt ohne vorherige Sym ptome zu einem Herzinfarkt aus heiterem Himmel, so Kroemer.

Schutzfunktion der HDL

Vor dieser Gefahr können uns die "guten" Cholesterintransporter HDL bewahren, die High density lipoproteins. Sie nehmen Cholesterin im Organismus auf und transportieren es zum Abbau in die Leber zurück.

Die Schutzfunktion der HDL lässt sich auch anhand von klinischen Daten belegen. Ob es demnach aber sinnvoll ist, das HDL medikamentös zu erhöhen, stellte Kroemer zur Diskussion. "Eine reine HDL-Erhöhung macht noch keine Protektion", sagte er. Dafür sei das Zusammenspiel der Faktoren zu komplex. Damit sie ihre Schutzfunktion erfüllen könnten, müssten die HDL-Transportproteine ausreichend mit dem schädlichen Cholesterin beladen sein und dieses dann auch tatsächlich zum Abbau in die Leber transportieren.

Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten

Zur Senkung erhöhter Chole-

sterinspiegel werden vor allem Anionenaustauscher, Fibrate und Statine eingesetzt. Neu ist Ezetimib, ein Hemmer der Cholesterinresorption, der mit Statinen kombiniert eingesetzt wird.

Statine sind die wichtigste Stoffgruppe zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen. Sie wirken über eine Hemmung der körpereigenen Cholesterinsynthese in der Leber. Darüber hinaus zeigen sie auch pleiotrope Effekte. Damit ist der positive Einfluss einer Substanz über den beabsichtigten Therapieeffekt hinaus gemeint, also Effekte, die anders vermittelt werden als ursprünglich gedacht. Über ihre lipidsenkende Wirkung hinaus wirken Statine zum Beispiel auf Gefäße und Myokard. Unter anderem verbessern sie die Endothelzellfunktion, hemmen die Migration und Proliferation von Zellbestandteilen der Plaques sowie die Thrombusbildung. hel

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