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Fortbildungskongress
Herzinfarkt
Risikofaktoren Rauchen, Hypertonie und Hypercholesterinämie
Die Todesursachenstatistik westlicher Länder wird von den Folgeerkrankungen einer Arteriosklerose wie der chronisch ischämischen Herzkrankheit, dem akuten Myokardinfarkt, der Herzinsuffizienz und dem Schlaganfall angeführt. Folglich müssen die Risikofaktoren der Arteriosklerose erkannt und nach Möglichkeit ausgeschaltet oder reduziert werden. Nicht beeinflussbare Risikofaktoren sind Alter, Geschlecht und die erbliche Belastung. Beeinflussbare Faktoren sind Rauchen, körperliche Inaktivität, Hypertonie, Diabetes, abdominale Fettleibigkeit, ein zu hoher Alkoholkonsum, hohe Triglyceridwerte, niedrige HDL-Werte und allen voran ein hoher LDL-Wert, den Schunack als den wichtigsten modifizierbaren Risikofaktor bezeichnete.
Die britische Ärztestudie, in der bei mehr als 30.000 Ärzten die Auswirkungen des Zigarettenrauchens über einen Zeitraum von 50 Jahren untersucht wurde, zeigt eindeutig den lebensverkürzenden Effekt des Rauchens: Der lebenslange Raucher stirbt zehn Jahre früher als der Nichtraucher. Wird im Alter von 25 bis 34 Jahren aufgehört zu rauchen, ist mit der Lebenserwartung eines Nichtrauchers zu rechnen. Aber auch wer noch im Alter von 60 Jahren das Zigarettenrauchen einstellt, gewinnt drei Jahre Lebenszeit zurück.
Die auf das Rauchen zurückzuführende Mortalität beruht in erster Linie auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erst in zweiter Linie auf Bronchialkarzinomen und anderen Lungenkrankheiten.
Schraube Nr. 2: Blutdruck senken
Durch eine effektive antihypertensive Behandlung kann das kardiovaskuläre Risiko deutlich gesenkt werden. Die Therapie richtet sich nach weiteren Begleiterkrankungen wie etwa Diabetes, Niereninsuffizienz, koronare Herzkrankheit oder Linksherzhypertrophie und kann Monosubstanzen oder Kombinationen umfassen. In Frage kommen ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorenblocker, Calciumantagonisten, Betablocker und Diuretika. Da antihypertensive Therapien langfristig durchgeführt werden müssen, spielen das Nebenwirkungs- und Sicherheitsprofil einer Substanz eine entscheidende Rolle. So konnte gezeigt werden, dass die Compliance für Diuretika und Betablocker sehr gering ist und somit auch das Therapieziel – eine langfristige und effektive Senkung des Blutdrucks – nicht erreicht werden kann. Des weiteren müssen bei der Auswahl einer geeigneten Substanz die Vorerkrankungen des Hypertonikers berücksichtigt werden. So sollten etwa Betablocker nur noch bei Patienten mit Herzinsuffizienz, bei Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit oder nach einem Herzinfarkt eingesetzt werden. Bei allen anderen Patienten sind Betablocker nicht mehr die Mittel der ersten Wahl.
Schraube Nr. 3: Lipidwerte regulieren
Zur Senkung der Lipidwerte stehen wirksame Arzneistoffe zur Verfügung; allen voran die Statine, deren lebensverlängernder Effekt in mehreren großen Studien eindeutig gezeigt wurde. Der weltweit größten Studie zur cholesterinsenkenden Therapie zufolge (Heart Protection Study mit Simvastatin) kann durch eine Statineinnahme die tödliche und nicht-tödliche Herzinfarktrate um 24% gesenkt werden. Zudem reduzieren Statine die Häufigkeit von Schlaganfällen in etwa der gleichen Größenordnung. In welchem Ausmaß die Lipide gesenkt werden sollen, hängt von individuellen Risikofaktoren ab, so dass man sich bei der Lipidtherapie nicht an Norm- sondern an Zielwerten orientiert. Ist die angestrebte Lipidsenkung mit Statinen nicht erreichbar, kann zusätzlich der Cholesterin-Resorptionshemmer Ezetimib (Ezetrol®) eingenommen werden. Zu einer HDL-Anhebung, von der vor allem Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit profitieren, wird Nicotinsäure (Niaspan®) eingesetzt. pj
- Teilweise wurden Daten ausgewertet, die von anderen Studienpopulationen mit nicht vergleichbaren Risiken gewonnen wurden (wie etwa von Afroamerikanern, die über ein anderes Renin-Angiotensin-Aldosteron-System verfügen als Europäer). Dagegen fehlen in der Auswertung wichtige Studien, an denen Probanden aus westlichen Industrienationen teilgenommen hatten.
- Die Compliance für Diuretika ist unzureichend. Dies trifft vor allem für Männer zu, die diese Wirkstoffe aufgrund von Potenz- und Libidostörungen ablehnen.
- Unter der Therapie mit Diuretika kann ein Diabetes mellitus auftreten.
- Bei der Wertung erfolgte keine Differenzierung nach einzelnen Substanzen, und es wurde lediglich der Gruppeneffekt beurteilt.
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