Grenzüberschreitend

Tarnfirmen, Apotheker kassieren, Arzneimittel-Rückvergütungen – mit diesen negativ besetzten Vokabeln wurden Apotheker in der letzten Woche in den Medien in Zusammenhang gebracht. Der Grund: Knapp dreißig Apotheker wollen sich nicht damit abfinden, dass mit dem AVWG Naturalrabatte verboten und Barrabatte stark eingeschränkt wurden. Sie gründeten in Österreich die Global Apo-Genossenschaft, über die dann Arzneimittelbestellungen aus Deutschland und Rückvergütungen von Pharmafirmen abgewickelt werden. Die Idee der Rabattverbotsumgehung ist nicht neu und wurde bereits vor zwei Jahren in Insiderkreisen publik. Warum dies erst jetzt an die Öffentlichkeit kommt, wundert.

Bei diesem Konstrukt, das auf den ersten Blick raffiniert gemacht ist und von Global-Apo-Chef Gajewski als Schlupfloch verteidigt wird, erhält zunächst Gobal Apo und nicht der deutsche Genosse die Rückvergütung. Ob dieses Konstrukt (siehe auch unsere Grafik auf Seite 2) allerdings auch vor der Justiz Bestand hat, ist fraglich. Das Bundesgesundheitsministerium hat bereits signalisiert, den Sachverhalt zu prüfen. Denn im Sinne der Spargesetze AVWG und GKV-WSG ist es mit Sicherheit nicht. Die Rabatte sollten eben nicht bei den Apotheken landen, sondern nach der Intention der Spargesetze von den Kassen abgeschöpft werden. Für den Außenstehenden erstaunlich, wie viel Luft bei Pharmafirmen immer noch im System ist …

Laut Stern-Bericht hat Global Apo die Konstruktion im Vorfeld von Anwälten prüfen lassen. Da sie die Art der Apotheker-Entlohnung als kritisch ansahen, habe man dann eine Vergütungsart gewählt, die einen Umsatzbezug nicht erkennen lasse.

Interessant ist zu sehen, wer in dieses Konstrukt verwickelt ist: Im Mittelpunkt steht DocMorris-Apotheker Gajewski, der mit seinem Bundesverband der innovativen inhabergeführten Apotheker (ISA) dem Pharmahandel Gehe und Celesio nahe steht. Seine Global Apo-Firma fand im Haus der Celesio-Tochter Herba Chemosan in Wien einen Firmensitz und wird laut Stern-Bericht indirekt von Gehe unterstützt.

Mittlerweile gehen beteiligte Pharmafirmen und Kooperationen auf Distanz. Gehe sei nur Dienstleister, Herba Chemosan nur Vermieter von Räumen. Pharmafirmen sagten, sie hätten Verträge bereits 2007 gekündigt. Ach ja? DocMorris-Apotheker Gajewski gehört übrigens auch dem Kuratorium der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe an, eine Stiftung, die zum Ziel hat, die Arzneiversorgung zu optimieren. Die Global Apo-Aktivitäten dürften da wohl kaum dazu beitragen.

Peter Ditzel

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