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Arzneimittel und Therapie
Micafungin zur Behandlung systemischer Pilzinfektionen
Zudem ist es in der Prophylaxe von Pilzinfektionen bei Patienten nach Stammzelltransplantation Fluconazol überlegen. Es bestehen keine bekannten Toxizitäten oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Das neue Antimykotikum könnte die Standardtherapie der invasiven Candidainfektion sowie die Prophylaxe von Candidainfektionen ergänzen. Micafungin wurde in Japan 2002, in den USA im März 2005 zugelassen. Neben Caspofungin und Anidulafungin könnte nach der Einführung in Deutschland, mit der Ende 2008 gerechnet wird, mit Micafungin dann das dritte Echinocandin zur Behandlung invasiver Candidosen zur Verfügung stehen.
In Europa ist Micafungin indiziert:
- bei Erwachsenen, Jugendlichen über 16 Jahren und älteren Patienten zur
- Behandlung einer invasiven Candidose;
Behandlung der ösophagealen Candidose bei Patienten, für die eine intravenöse Behandlung angebracht ist;
Prophylaxe von CandidaInfektionen bei Patienten, die sich einer allogenen, hämatopoetischen Stammzelltransplantation unterziehen oder wenn eine Neutropenie (absolute Neutrophilenzahl < 500 Zellen//µl) von mindestens zehn oder mehr Tagen zu erwarten ist.
- bei Kindern (einschließlich Neugeborenen) und Jugendlichen unter 16 Jahre zur
- Behandlung einer invasiven Candidose;
Prophylaxe von CandidaInfektionen bei Patienten, die sich einer allogenen, hämatopoetischen Stammzelltransplantation unterziehen oder wenn eine Neutropenie (absolute Neutrophilenzahl < 500 Zellen/µl) von mindestens zehn oder mehr Tagen zu erwarten ist.
Micafungin wird einmal täglich als etwa einstündige Infusion angewendet. Die Dosis richtet sich nach der Indikation, dem Gewicht des Patienten und dem Ansprechen auf die Behandlung. Patienten, die wegen einer invasiven Candidose behandelt werden, sollten Micafungin mindestens zwei Wochen lang erhalten. Nach Abklingen der Symptome und nachdem keine Anzeichen des Pilzes mehr im Blut vorhanden sind, sollte die Therapie noch eine Woche lang fortgesetzt werden. Bei Patienten, die wegen einer ösophagealen Candidose behandelt werden, sollte die Therapie mit Micafungin nach Abklingen der Symptome noch mindestens eine Woche lang fortgesetzt werden. Wenn Micafungin zur Prävention einer Infektion mit Candida angewendet wird, sollte die Behandlung eine Woche lang fortgesetzt werden, nachdem sich die Anzahl der weißen Blutzellen wieder normalisiert hat.
Nur die Zellwand von Pilzen wird angegriffen
Micafungin bewirkt eine nicht-kompetitive Hemmung der Synthese von 1,3-ß-D-Glucan, einem Grundbestandteil der Pilzzellwand. 1,3-ß-D-Glucan kommt in Säugetierzellen nicht vor. Micafungin entfaltet eine fungizide Wirkung gegen die meisten Candida-Spezies und ist aktiv gegen wachsende Hyphen von Aspergillus-Spezies. Eine additive oder synergistische, pharmakodynamische Wechselwirkung zwischen Micafungin und Amphotericin B wurde in einem Mausmodell der pulmonalen Aspergillose beobachtet. Wie bei allen antimikrobiellen Wirkstoffen sind Fälle verminderter Empfindlichkeit und Resistenz bekannt und eine Kreuzresistenz mit anderen Echinocandinen kann nicht ausgeschlossen werden. Verminderte Empfindlichkeit gegen Echinocandine wurde mit Mutationen im Fks1-Gen, das für die Hauptuntereinheit der Glucansynthase codiert, in Verbindung gebracht.
Die Prävalenz von Resistenzen kann für bestimmte Spezies regional und temporär unterschiedlich sein. Deshalb sind – insbesondere für die Behandlung schwerer Infektionen – regionale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich.
Bei invasiver Candidose nicht unterlegen
In einer randomisierten, multinationalen, doppelblinden Nicht-Unterlegenheits-Studie erwies sich Micafungin (100 mg/Tag oder 2 mg/kg/Tag) als ebenso wirksam und besser verträglich als liposomales Amphotericin B (3 mg/kg) als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung der Candidämie und der invasiven Candidose. Unter Micafungin betrug der Medianwert der Behandlungsdauer 15 Tage (4 bis 42 Tage für Erwachsene, 12 bis 42 Tage für Kinder). Für Erwachsene wurde Nicht-Unterlegenheit bewiesen, ähnliche Ergebnisse konnten in der Kinder-Subpopulation (einschließlich Neu- und Frühgeborene) erzielt werden. Die Befunde zur Wirksamkeit der Behandlung waren konsistent, unabhängig von der jeweiligen Candida-Spezies, dem primären Infektionsort und dem Neutropeniestatus. Micafungin zeigte während der Behandlung eine geringere Reduktion des durchschnittlichen Maximalwertes der geschätzten glomerulären Filtrationsrate und eine geringere Häufigkeit von infusionsbedingten Reaktionen als liposomales Amphotericin B.
In einer randomisierten Doppelblindstudie zum Vergleich von Micafungin mit Fluconazol bei der Behandlung der ösophagealen Candidose erhielten 518 Patienten mindestens eine Dosis der Prüfsubstanz. Die mediane Behandlungsdauer betrug 14 Tage. Die mediane Tagesdosis betrug bei Micafungin 150 mg und bei Fluconazol 200 mg. Am Behandlungsende wurde ein endoskopischer Schweregrad von 0 (endoskopische Heilung) bei 88% der Patienten in der Micafungin-Gruppe bzw. 88% in der Fluconazol-Gruppe beobachtet. In den Behandlungsgruppen war die Art und Inzidenz der unerwünschten Ereignisse vergleichbar.
Auch zur Prophylaxe von Pilzinfektionen geeignet
In einer randomisierten, doppelblinden multizentrischen Studie erwies sich Micafungin im Vergleich zu Fluconazol bei der Prophylaxe von Pilzinfektionen bei Patienten mit hohem Risiko auf systemische Pilzinfektion als wirksamer. Kriterium für die Beurteilung des Behandlungserfolgs war bei den Patienten, die sich einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation unterzogen, das Fehlen einer nachgewiesenen, wahrscheinlichen oder vermuteten systemischen Pilzinfektion bis zum Abschluss der Therapie und das Fehlen einer nachgewiesenen oder wahrscheinlichen systemischen Pilzinfektion bis zum Studienende. Als tägliche Dosis war für Micafungin 50 mg (1,0 mg/kg) und für Fluconazol 400 mg (8 mg/kg) festgesetzt. Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug in der Erwachsenenpopulation 19 Tage für Micafungin und 18 Tage für Fluconazol sowie 23 Tage in beiden Behandlungsarmen für die pädiatrische Population. Für Micafungin war der Behandlungserfolg statistisch signifikant höher als für Fluconazol. Ein Ausbruch von Aspergillus-Infektionen wurden bei 1 vs. 7 Patienten beobachtet und nachgewiesen oder ein wahrscheinlicher Ausbruch einer Candida-Infektion wurde bei 4 vs. 2 Patienten in der Micafungin-Gruppe bzw. Fluconazol-Gruppe beobachtet. In den Behandlungsgruppen waren die Art und Inzidenz der unerwünschten Reaktionen vergleichbar.
Leberfunktion sorgfältig kontrollieren
Die Behandlung mit Micafungin wurde mit signifikanter Beeinträchtigung der Leberfunktion (Anstieg der ALT, AST oder des Gesamtbilirubins) sowohl bei gesunden Probanden als auch Patienten in Verbindung gebracht. Bei einigen Patienten wurden schwerere Leberfunktionsstörungen, Hepatitis oder Leberversagen (einschließlich Todesfällen) berichtet. Kinder unter einem Jahr neigen möglicherweise eher zu Leberschäden.
Die häufigsten Nebenwirkungen von Micafungin sind Leukopenie, Neutropenie, Anämie, Hypokaliämie, Hypomagnesämie, Hypokalzämie, Kopfschmerzen, Phlebitis, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, sowie Bauchschmerzen, Ausschlag, Fieber und Schüttelfrost. Die Behandlung ist abzubrechen, wenn die Leberenzyme kontinuierlich ansteigen. Micafungin darf nur nach sorgfältiger Abwägung der verbundenen Risiken und Vorteile angewendet werden, insbesondere bei Patienten mit bereits vorhandenen Leberproblemen.
Quelle
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Mycamine. www.emea.europa.eu
Pressemitteilung der Astellas Pharma Europe vom 7. Mai 2008.
ck
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