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Lust auf mehr!

Die Pathophysiologie und Pharmakotherapie der Hypertonie ist ein weites Feld. Sich in die Materie einzuarbeiten, zu lernen, wie der Blutdruck reguliert wird, wie er sich verändern kann, welche Antihypertensiva es überhaupt gibt, wie sie wirken, welche Besonderheiten bei jeder einzelnen Substanz zu beachten sind, das ist ein hartes Stück Arbeit. Leichter fällt es, wenn Zusammenhänge klar werden, wenn eingängige Beispiele und Bilder aus der zunächst trockenen Materie ein spannendes Thema werden lassen, das zu erarbeiten einfach Spaß macht.

Dieses Ziel verfolgen wir mit unserer neuen Serie Pharmako-logisch!, für die wir den Pharmakologen und Mediziner Prof. Dr. Thomas Herdegen aus Kiel gewinnen konnten. Schon die erste Folge "Diabetes mellitus – die Spinne im Netz des metabolischen Syndroms" hat viele Leser begeistert.

Jetzt halten Sie die zweite Folge in Händen: "Hypertonie – die schleichende Gefahr aus den Gefäßen." Und unser Titelbild mit der Schlange macht gleich klar, um welch heimtückische Erkrankung es sich handelt: Langsam schleichend, still und leise entwickelt sich ein Bluthochdruck. Vielen Betroffenen geht es gut, doch plötzlich werden sie von einem Schlaganfall heimgesucht. Die arterielle Hypertonie ist der Hauptrisikofaktor dafür. Drei Viertel aller Schlaganfallpatienten sind Opfer eines Hypertonie-bedingten Gefäßverschlusses im Gehirn.

Dreh- und Angelpunkt der Hypertonieentstehung sind Veränderungen in den Blutgefäßen. Mit zunehmendem Alter steigt der Blutdruck und es scheint hier eine nahezu schicksalhafte Verknüpfung zwischen Altern und Hypertonie zu geben. Doch einer solchen Entwicklung stehen wir nicht hilflos gegenüber. Denn man ist so alt wie seine Gefäße. Den "Jungbrunnen" für unsere Gefäße finden wir in den Gefäßen selber. Es ist das Endothel, jene unscheinbare Zellschicht, die das Gefäßlumen von innen auskleidet. Solange sie intakt ist, sind die Gefäße geschützt. Botenstoffe wie Acetylcholin sorgen dafür, dass im Endothel gefäßerweiternd wirkende Mediatoren wie NO gebildet werden. Wird das Endothel geschädigt, hat das fatale Folgen. Dann erhält beispielsweise Acetylcholin direkten Zugang zu den glatten Muskelzellen. Dort kehrt sich seine Wirkung ins Gegenteil um: es lässt die glatten Muskelzellen kontrahieren, die Gefäße verengen sich. Wie lange das Endothel intakt bleibt und unsere Gefäße jung hält, das haben wir zum großen Teil selbst in der Hand: ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung sind das beste Anti-Aging für die Gefäße!

Wer verstehen will, wie blutdrucksenkende Arzneistoffe wirken, muss wissen wie der Blutdruck reguliert wird. Professor Herdegen zieht es vor, anstelle einer trockenen physikalischen Definition eine biologisch-teleologische Sichtweise für das Verständnis zu bemühen. Und so erfahren wir unter anderem auf unterhaltsame Weise, wie die Autoregulation des Bluthochdrucks in Gehirn und Nieren ("Bayliss-Effekt") funktioniert und wirksam verhindert, dass der unter Stress agierende Klavierspieler nach jeder kurzen Scarlatti-Sonate zur Toilette rennen muss.

Das waren nur ein kleiner Einblick in unsere Pharmako-logisch!-Folge, der hoffentlich Lust auf mehr macht und dazu animiert, sich in unseren Hypertoniebeitrag zu vertiefen. Wer zur Interpharm nach Hamburg kommt, hat am Sonntag, den 29. März 2009, Gelegenheit, sein Wissen rund um die Hypertonie in vier Fachvorträgen zu erweitern und Professor Herdegen kennenzulernen. Er wird die Hypertonietherapie im Alltag beleuchten. Molekulare und physiologische Wirkungen der Antihypertensiva stehen im Mittelpunkt des Vortrags von Prof. Dr. Joachim Fauler von der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und Prof. Dr. Thomas Unger, Direktor des Instituts für Pharmakologie der Charité in Berlin wird die großen Hypertoniestudien unter die Lupe nehmen. Nicht fehlen darf in diesem Reigen ein Vortrag zum Schlaganfall und seinen fatalen Folgen, den Prof. Dr. Günther Deuschl, Direktor der Klinik für Neurologie der Universität Kiel, halten wird. Für diejenigen, die nicht nach Hamburg kommen können, werden wir die Vorträge aufzeichnen und sie ab Mitte Mai in Form unseres Interpharm-Kollegs 2009 zur zertifizierten Fortbildung anbieten. Nähere Informationen dazu werden wir in Kürze in der DAZ veröffentlichen.


Doris Uhl

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