Arzneimittel und Therapie

Fosamprenavir auch bei Leberfunktionsstörungen

Der Proteasehemmer Fosamprenavir (Telzir®) kann nach der nun erteilten Zulassungserweiterung durch die europäische Arzneimittelzulassungsbehörde auch bei HIV-Patienten mit leichter, mäßiger und schwerer Leberfunktionsstörung eingesetzt werden. An die Zulassungserweitung ist die Empfehlung gekoppelt, Fosamprenavir entsprechend dem Grad der Leberfunktionsstörung zu dosieren.
Nach oraler Gabe wird Fosamprenavir während der Resorption durch das Darmepithel rasch und beinahe vollständig zu Amprenavir und anorganischem Phosphat hydrolysiert.

Die Behandlung einer HIV-Infektion erfordert in der Regel ein umfassendes Krankheitsmanagement, vor allem wenn die Ko-Morbiditäten der Patienten mit berücksichtigt werden müssen. Leberfunktionsstörungen kommen bei HIV-Infizierten sehr häufig vor und haben einen großen Einfluss auf die Auswahl und Dosierung der antiretroviralen Medikation. Leberkomplikationen zählen zur zweithäufigsten Todesursache bei HIV-Infizierten: Patienten, die an chronischer Hepatitis B oder C leiden und mit einer antiretroviralen Kombinationstherapie behandelt werden, haben ein erhöhtes Risiko für schwere hepatische Nebenwirkungen mit potenziell tödlichem Verlauf. Daher sollte darauf geachtet werden, dass eingesetzte Wirkstoffe nicht noch zusätzlich eine schon geschädigte Leber belasten. Zudem sollten Patienten unter einer antiretroviralen Kombinationstherapie mit vorbestehender eingeschränkter Leberfunktion einschließlich einer chronisch-aktiven Hepatitis in der klinischen Praxis überwacht werden, da bei ihnen eine erhöhte Häufigkeit von Leberfunktionsstörungen beobachtet wurde. In einer zulassungsrelevanten Studie konnte gezeigt werden, dass die Behandlung mit Fosamprenavir bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen verschiedener Schweregrade durch entsprechende Dosisanpassungen adäquate Wirkstoffspiegel erreichte, ohne dass es Hinweise auf eine erhöhte Lebertoxizität gab.

Eigentliche Wirkform: Amprenavir

Fosamprenavir darf nur zusammen mit niedrig dosiertem Ritonavir (Norvir®) zur pharmakokinetischen Boosterung von Amprenavir und in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln gegeben werden. Daher muss die Fachinformation zu Ritonavir vor Beginn der Behandlung mit Fosamprenavir herangezogen werden. Zumal das Wechselwirkungsprofil von Ritonavir – einem oral wirkenden, peptidomimetischen Hemmer der HIV-1- und HIV-2-Aspartylproteasen – überwiegen kann, da Ritonavir der stärkere CYP3A4-Inhibitor ist. Ritonavir hemmt ferner CYP2D6, allerdings in einem geringeren Umfang als CYP3A4. Fosamprenavir ist eine Vorstufe von Amprenavir und darf nicht gleichzeitig mit anderen Amprenavir enthaltenden Arzneimitteln gegeben werden. Nach oraler Gabe wird Fosamprenavir vor Erreichen der systemischen Zirkulation rasch und nahezu vollständig zu Amprenavir und anorganischem Phosphat verstoffwechselt. Die Umwandlung von Fosamprenavir zu Amprenavir scheint hauptsächlich im Darmepithel zu erfolgen. Amprenavir ist ein kompetitiver Hemmer der HIV-1-Protease. Es bindet an das aktive Zentrum der HIV-1-Protease und verhindert dadurch die Prozessierung viraler Polyproteinvorstufen mit der Folge einer Bildung unreifer, nicht infektiöser Viruspartikel. Die gemeinsame Gabe von Ritonavir mit Fosamprenavir führt zu einer Erhöhung der AUC von Amprenavir im Plasma um etwa das Zweifache im Vergleich zu den Werten nach alleiniger Gabe von Fosamprenavir.

 

Quelle

Fachinformation Telzir, Stand März 2009. 

Telzir mit Zulassungserweiterung. Pressemitteilung der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, München, vom 14. April 2009. 

 

ck

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