Arzneimittel und Therapie

Warum Ezetimib Arterien wohl nicht schützen kann

Patienten, bei denen mit einem Statin der Cholesterinspiegel nicht ausreichend zu senken ist, sollten von einer Zusatztherapie mit Ezetimib profitieren. Doch die Ergebnisse verschiedener Studien ließen Zweifel an dem Zusatznutzen von Ezetimib aufkommen. Jetzt wurde möglicherweise eine Erklärung dafür gefunden. Ezetimib scheint proatherogene LDL-Subfraktionen zu erhöhen und damit positive Effekte der Cholesterinsenkung zu antagonisieren.

Bislang war man davon ausgegangen, dass Ezetimib nur im Dünndarm die Resorption von Cholesterin hemmt. Durch eine Kombination mit einem Statin läßt sich so der Cholesterinspiegel im Vergleich zu einer Statin-Monotherapie weiter senken. Dies sollte sich auch in reduzierten kardiovaskulären Ereignissen widerspiegeln. Erste Zweifel an einem Zusatznutzen kamen mit Bekanntwerden der Ergebnisse der ENHANCE-Studie (Ezetimibe and simvastatin in hypercholesterolemia enhances atherosklerosis regression) auf (s. DAZ 2008; 148 (4) 36 – 38). Hier ließ sich durch Ezetimib zwar der Cholesterinspiegel im Vergleich zur Simvastatin-Monotherapie weiter senken. Doch atherosklerotische Veränderungen, gemessen in Form der Intima-Media-Dicke der Halsschlagader, nahmen weiter zu. Ein entsprechendes Ergebnis brachte auch die 2009 vorzeitig gestoppte ARBITER 6 HALTS-Studie. Hier konnte lediglich durch Kombination von Niacin mit einem Statin eine Regression der Intima-media-Dicke erreicht werden. Eine plausible Erklärung für das Ausbleiben des zu erwartenden Zusatznutzens gab es nicht. Nun haben Forscher die proatherogenen sdLDL-Subfraktionen (sdLDL = small density LDL) von 72 Patienten näher untersucht, die 14 Tage lang entweder Ezetimib (10 mg/Tag, n = 24), Simvastatin (40 mg/Tag, n = 24) oder eine Kombinationstherapie der beiden Arzneistoffe (n = 24) erhalten hatten. Unter Ezetimib nahmen die sdLDL-Subfraktion LDL-IVA um 14,2% und die sdLDL-Subfraktion IVB um 16,7% signifikant zu. Unter der Statintherapie sank dagegen der LDL-IVB-Wert signifikant um 13,9%. Diese positive Wirkung wurde durch die Zugabe von Ezetimib wieder aufgehoben, der LDL-IVB-Wert stieg signifikant um 14,3%. Der negative Einfluss von Ezetimib auf proatherogene LDL-Subfraktionen könnte demnach für ausbleibende Erfolge einer Ezetimib-Statin-Kombinationstherapie verantwortlich sein. Weitere Erkenntnisse darüber, ob die Ezetimib-Zusatztherapie tatsächlich eher konterkarierend ist, soll eine große zurzeit laufende Endpunktstudie (IMPROVE-IT) mit 18.000 Teilnehmern bringen. Hier wird untersucht, wie sich Ezetimib auf kardiovaskuläre Endpunkte auswirkt. Ergebnisse werden 2012 erwartet.

Quelle Berneis, K.; et al. European Heart Journal, doi:10.1093/eurheartj/ehj181 

 

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