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Sommerpause?

Beatrice Rall

Es ist Sommerpause in der Berliner Politik. Auch Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) befindet sich in den Ferien. Er will sich zu Hause bei seiner Familie in Hannover von den Strapazen der letzten Zeit erholen – "mit Ausflügen in die Umgebung". Tatsächlich erholsam dürfte der Urlaub für ihn allerdings nur sein, wenn er Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen und das Internet konsequent meidet. Denn in der Gesundheitspolitik schwelt es passend zu den derzeit herrschenden hohen Temperaturen munter vor sich hin – wie Sie in dieser Ausgabe der DAZ an vielen Stellen lesen können.

Die Bürger sind verärgert über die jüngsten gesundheitspolitischen Entscheidungen, die Beitragserhöhungen auf breiter Front vorsehen. 85 Prozent halten diese Erhöhungen für falsch, berichtete das "ZDF-Politbarometer" in seiner Sendung vom 16. Juli (Artikel siehe hier).

Die Hausärzte machen gegen die Politik der Bundesregierung mobil: Der Deutsche Hausärzteverband startet aktuell seine Kampagne gegen die von Rösler geplanten Honorarkürzungen in Höhe von 500 Millionen Euro (Artikel siehe hier). Die Drohung zeitweiser Praxisschließungen steht im Raum.

Im Interview mit der DAZ sagt der designierte Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Prof. Dr. Jürgen Windeler, wo die Ansprüche des vor der Tür stehenden Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) wohl mit der Realität kollidieren werden (Artikel siehe hier). So steht der politisch gewünschte vermehrte Wettbewerb zwischen den Kassen seiner Ansicht nach im Widerspruch zu einer ebenfalls gewünschten Transparenz.

Entsetzt über die gesundheitspolitische Lage zeigt sich in einem weiteren DAZ-Interview der Vorsitzende des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), Dr. Thomas Trümper (Artikel siehe hier). Der derzeitige Regierungsvorschlag sieht für den Pharmagroßhandel einen Fixzuschlag von nur 60 Cent (der Phagro hatte 93 Cent angeboten) und einen prozentualen Aufschlag von 1,7% (Phagro-Angebot: 3%) vor. Aus Trümpers Sicht ist dies schlicht unrealistisch. Luft für Rabatte an die Apotheken bliebe damit jedenfalls keine mehr.

Das fürchtet auch Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV). Im Gespräch mit der DAZ nennt er die im AMNOG-Entwurf vorgesehene Kürzung der Großhandelsmarge einen "gewaltigen Einschnitt" (Artikel siehe hier). Nach Einschätzung des DAV wird jede Apotheke dadurch mit durchschnittlich 15.000 bis 23.000 Euro belastet. Und das ist nur ein Teil der Verluste, mit denen gerechnet werden muss. Denn auch die neue Apothekenbetriebsordnung sieht einige finanzielle Kröten für die Apotheken vor, wie unser Beitrag "Eine erste Abrechnung" zeigt (Artikel siehe hier). Auch wenn sich die Zahlen auf den vorläufigen, nicht autorisierten und bereits wieder zurückgezogenen Entwurf der Apothekenbetriebsordnung beziehen und somit nicht fix sind – sie zeigen doch deutlich, in welche Richtung es gehen soll.

Den meisten Apotheken werden die finanziellen Einschnitte, die durch AMNOG und Apothekenbetriebsordnung auf sie zukommen, richtig wehtun. Allerdings scheint es noch Apotheker zu geben, bei denen "genug übrig bleibt" und die wohl keine Probleme haben werden, die Verluste wegzustecken. In der aktuellen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) wird solch ein Apotheker vorgestellt (Artikel siehe hier). Beispielsweise sieht er "gewaltige Effizienzreserven", wenn man endlich die "luxuriöse Apothekendichte" ausdünnen würde. Weiterhin schlägt er vor, Rezeptur und Arzneimittelprüfung in der Apotheke zu reduzieren und auf Pick-up-Stellen, Videoberatung und Automatenbelieferung zurückzugreifen. Einige Politiker dürften sich über solche Aussagen aus den Reihen der Apotheker freuen. Für alle verantwortungsbewusst arbeitenden Kolleginnen und Kollegen sind sie jedoch eine schallende Ohrfeige.

Sie sehen, es geht trotz Sommerpause heiß her. Für das Lesen dieser DAZ empfehlen wir Ihnen daher ein schattiges Plätzchen und ein kühles Getränk.


Beatrice Rall

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