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Gesundheitspolitik
Rabattverträge: AOK versprüht Optimismus
Dr. Christopher Hermann, Chefverhandler für die bundesweiten AOK-Rabattverträge und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, bemühte sich einen Tag vor Vertragsstart um Zuversicht: "Die AOKs haben starke und zuverlässige Vertragspartner. Wir gehen deshalb grundsätzlich davon aus, dass die Arzneimittel unserer Vertragspartner ab 1. Juni in den Apotheken zur Verfügung stehen", erklärte er offensiv – auch ihm wird klar sein, dass die Apotheken einmal mehr viel Arbeit für die Allgemeinen Ortskrankenkassen zu leisten haben. Hermann beteuerte, dass für 20 Wirkstoffe die bisherigen Vertragspartner erneut den Zuschlag bekommen hätten. Hier könnten ohnehin keine Mengenprobleme auftreten – auch für die Patienten ändere sich nichts.
Zu den für die Versorgung der Versicherten und gleichzeitig wirtschaftlich bedeutsamsten Medikamenten der neuen Vertragstranche zählen das Magenmittel Omeprazol und der Blutfettsenker Simvastatin. Für Omeprazol erhielt in allen sieben Regionen Stada den Zuschlag, für Simvastatin betapharm. Bei der auslaufenden Tranche hatte die AOK vor allem mit ihrem Omeprazol-Partner KSK einige Probleme – ursächlich waren die ungewöhnlichen Packungsgrößen des Unternehmens. Simvastatin wurde in den vergangenen zwei Jahren von 1A Pharma geliefert.
Die Vorlaufzeit für die Verträge der sechsten AOK-Auschreibung war kürzer als ursprünglich geplant. Die Kasse war abermals mit einer Reihe von Nachprüfungsverfahren übersät worden. Daher konnte ein Großteil der Zuschläge erst im Mai erteilt werden. Betapharm-Chef Michael Ewers bezeichnete den Zeitplan als "zwar teils eng, aber bei den meisten Wirkstoffen zu schaffen". Das Unternehmen hat neben Simvastatin für elf weitere Wirkstoffe den Zuschlag erhalten. Auch bei den Pharmaunternehmen Stada und Winthrop ist man zuversichtlich, dass ab 1. Juni alles klappt: "Alle bei der Ausschreibung gewonnenen Produkte werden bereits zum 1. Juni 2011 in ausreichender Menge zur Verfügung stehen", haben die Unternehmen laut AOK zugesichert. Stada/Aliud ist mit 16 Wirkstoffen und Winthrop/Sanofi mit elf Wirkstoffen an der neuen Vertragsrunde beteiligt.
Allerdings zeigte sich schon am ersten Tag der neuen Rabattverträge, dass es durchaus Lieferprobleme gab. Betroffen waren etwa Metformin von Atid/Dexcel und Moxonidin von Heunet. Apotheken müssen nun zwar nicht befürchten, dass sie retaxiert werden, wenn es bei einem der 80 Wirkstoffe zu Lieferproblemen kommen sollte, und sie ein anderes Präparat abgeben müssen.
Friedenspflicht löst nicht alle Probleme
Die AOK hat mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) zumindest bis Ende Juli eine Friedenspflicht vereinbart. Hermann versichert: "Jeder Patient bekommt stets das Medikament, das er braucht." Und auch DAV-Chef Fritz Becker gibt sich zufrieden: "Damit sind die Apotheker auf der sicheren Seite." Für sie sei es insbesondere wichtig, dass sie Lieferausfälle in der Übergangszeit nicht zu dokumentieren brauchen und dass die AOK auf wirtschaftliche Sanktionen verzichtet, wenn Apotheken in der Startphase andere Arzneimittel abgeben müssen. In der Praxis dürfte es dennoch nicht ganz so problemlos ablaufen. Schließlich ist auch den Patienten zu erklären, warum sie in der nächsten Zeit mit mehreren Umstellungen konfrontiert sein können.
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