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Profil mit Prävention

Peter Ditzel

Prävention liegt im Trend. Die Erkenntnis, dass man mit der Verhinderung von Krankheiten Geld, viel Geld in unserem Gesundheitswesen sparen kann, ist nicht neu. Eine Krankheit durch Vorbeugung erst gar nicht entstehen zu lassen und sogar Mittel dafür einzusetzen, dass sie nicht entsteht, ist allemal besser, als Krankheiten zu therapieren. Das hat auch die Politik angesichts der Finanzierungsprobleme der Krankenkassen, der demografischen Entwicklung der Bevölkerung und des medizinischen Fortschritts mit immer höheren Kosten erkannt.

Bereits die große Koalition mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt wollte ein Präventionsgesetz verabschieden. Doch das Gesetz überwand die parlamentarischen Hürden nicht. Anfang Juli dieses Jahres beschäftigte sich der Bundestag erneut mit dem Thema Prävention und Gesundheitsvorsorge. In erster Lesung ging es um zwei Anträge der Oppositionsfraktionen. Diese beiden Anträge von SPD und den Grünen machen sich für eine deutliche Aufwertung der Vorsorge in der Gesundheitsversorgung stark und verlangen ein Präventionsgesetz. Die Gesundheitsförderung soll als dritte Säule neben Kuration, Pflege und Rehabilitation etabliert werden. Auch die schwarz-gelbe Koalition hat das Thema Prävention in ihrem Koalitionsvertrag stehen und setzt auf Präventionsstrategien.

Während die Politik allerdings noch mit Gesetzesanträgen ringt, ist das Thema bereits bei vielen Bürgerinnen und Bürgern angekommen. Sie versuchen selbst, Prävention in die Tat umzusetzen und krankheitsvorbeugend zu leben. Das zeigt sich vor allem bei zwei Hauptpräventionsfeldern, der Ernährung und der Bewegung. Das Wissen um gesunde und richtige Ernährung steigt, ebenso der Wunsch, mehr darüber zu erfahren. Auch die sportliche Betätigung nimmt, wenn auch langsam so doch stetig, in den letzten Jahren zu.

Prävention – bei diesem Thema kann und sollte die Apotheke als Ort für Gesundheit nicht außen vor bleiben. Das war für die Bayerische Landesapothekerkammer im Jahr 2007 ein Grund, das unabhängige Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) zu gründen. Das Institut hat die Intention, den Präventionsgedanken in Gesellschaft und Politik zu fördern und neue Präventionskonzepte zu entwickeln. Zusammen mit der DAZ hat das WIPIG vor zwei Jahren zum ersten Mal einen Präventionspreis "hauptsache prävention!" ausgeschrieben und verliehen. Am 16. November 2011 konnte der Preis zum zweiten Mal vergeben werden. 110 Arbeiten, Ideen und Projekte rund um das Thema Prävention wurden eingereicht, die meisten aus öffentlichen Apotheken. Daneben waren auch die Hochschulen und professionelle Einrichtungen aufgerufen sich zu beteiligen. Die Jury konnte insgesamt 14 Preise verleihen (siehe unseren Beitrag "Prävention – es tut sich viel").

Die zum Präventionspreis eingereichten Arbeiten zeigen erneut die Fülle an unterschiedlichsten Ideen und kreativen Projekten, mit denen Apotheken sich auf dem Gebiet der Prävention profilieren. Viele Arbeiten befassten sich beispielsweise mit dem Thema Ernährung: Apotheken arbeiteten Vorträge und Aktionen aus für ihre Kunden, für Schulkinder, für Berufstätige, um Kenntnisse über gesunde und richtige Ernährung nahezubringen. Mehrere Apotheken widmeten sich dem Thema Bewegung, indem sie Lauftreffs organisierten, Vorträge und Aktionen zur Bedeutung von Bewegung durchführten. Weitere häufige Präventionsthemen waren Diabetesvorsorge, Haut- und Sonnenschutz, Raucherentwöhnung, Impfen, Sucht und Arzneimittelmissbrauch, Complianceverbesserung, Stillen, Osteoporose, Zahnpflege und vieles mehr.

Die eingereichten Arbeiten zeigen auch, dass Apotheken, besonders wenn sie sich hier mit anderen Leistungserbringern und Institutionen vernetzen, sehr erfolgreich sein können. Apotheken, die sich in Sachen Prävention betätigen, haben generell die Chance, Kunden zu binden, Aufmerksamkeit zu erregen, als aktive Apotheke wahrgenommen zu werden – und nicht zuletzt neue Geschäftsfelder zu erschließen, die außerhalb des Einflusses der Krankenkassen liegen (siehe auch den Beitrag "Erfolg mit dem neuen Geschäftsfeld Prävention"). Natürlich bewegt sich die Apotheke nicht alleine in diesem Markt; sie muss sich gegen Fitnessstudios, Sportvereine, Ernährungsberater, Ärzte, Physiotherapeuten u. a. behaupten. Aber die Apotheke hat den Vorteil der häufigen Kundenkontakte, die Möglichkeit, der gezielten Kundenansprache, des niedrigschwelligen Zugangs – und vor allem hat die Apotheke das Vertrauen ihrer Kunden. Im Präventionsmarkt kann sich jede Apotheke eine Nische suchen, die zu ihr passt: Profilierung durch Prävention hat Zukunft.


Peter Ditzel




DAZ 2011, Nr. 47, S. 3

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