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Gesundheitspolitik
Bilanz und Ausblick: Schwierige Zeiten für Apotheken
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zieht für das abgelaufene Jahr eine kritische Bilanz: "Das Jahr 2011 war arbeitsreich in der Offizin – und in der Gesundheitspolitik nun auch keineswegs vergnügungssteuerpflichtig. Der AMNOG-Zwangsabschlag und die Konditionenkürzungen des Großhandels haben die Apotheken finanziell belastet, viele unberechtigte Retaxationen haben mindestens Nerven gekostet. Ungewiss ist leider immer noch die Höhe des Zwangsabschlages 2009 und 2010. Mit dem Versorgungsstrukturgesetz, der Apothekenbetriebsordnung und dem Arzneimittelrechtsänderungsgesetz wurden die Kammern und Verbände gleich dreifach zu enormen Kraftanstrengungen bei der Erarbeitung von umfangreichen Stellungnahmen gezwungen. Wir haben sehr hart gearbeitet – und haben auch einiges erreicht", so ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf zur AZ.
Auf der Haben-Seite der Jahresbilanz verbucht die ABDA die Festschreibung des ABDA-KBV-Modells zur Verbesserung des Arzneimittelmanagements. Wolf: "Ein Erfolg war das gemeinsame Zukunftskonzept von Apothekern und Ärzten. Immerhin konnten wir die Bundespolitik überzeugen, das Konzept ins Versorgungsstrukturgesetz aufzunehmen. Dieser Schulterschluss von Apothekern und Ärzten ist und bleibt ein wichtiges Projekt – für dessen erfolgreiche Umsetzung wir in 2011 die Weichen gestellt haben. Nun können wir die ersten Piloten planen. Erste Ärzteorganisationen haben bereits ihr Interesse bekundet."
Im neuen Jahr will die ABDA angesichts der finanziellen Einbußen für eine höhere Honorierung der Apotheken kämpfen: "Den dringenden und längst überfälligen Anpassungsbedarf für das Honorar unserer Kollegen haben wir in jedem Gespräch mit der Politik adressiert – wir lassen da auch im neuen Jahr nicht locker. Und zwar nicht, weil wir mehr wollen, sondern weil wir, die Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland, mehr brauchen", so Wolf zur AZ.
Treuhand-Prognose: Betriebsergebnis rückläufig
Die Treuhand-Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung der Apotheken für das Jahr 2012 zeichnet denn auch ohne die angestrebten Honorarsteigerungen ein wenig erfreuliches Bild. Der von der Treuhand erwartete Umsatzanstieg um zwei bis vier Prozent wird nämlich durch andere Belastungen wie Personalkosten, steigender Druck auf die Großhandelsrabatte und teureren Wareneinsatz mehr als aufgefressen. "Im Ergebnis zeigt unsere Prognose, dass sich die Roh gewinne der typischen Apotheke verschlechtern und zugleich steigende Betriebsausgaben zu einem erneut rückläufigen Betriebsergebnis in 2012 führen", so Diener.
Im günstigen Treuhand-Szenario für 2012 für eine "typische" Apotheke mit circa 1,3 Millionen Euro geht das Betriebsergebnis "nur" von 65.000 Euro auf 63.000 Euro zurück. Das entspricht 4,6 Prozent vom Nettoumsatz. Im ungünstigen Szenario mit einem erwarteten Umsatzplus von zwei Prozent sinkt das Betriebsergebnis sogar auf nur noch 56.000 Euro. Das "Nettoeinkommen" eines selbstständigen Apothekers, also nach Steuern und Altersvorsorge, beträgt danach im angelaufenen Jahr nur noch 31.000 Euro beziehungsweise 27.000 Euro. Im Jahr 2011 war das Nettoeinkommen eines Inhabers einer typischen Apotheke laut Treuhand-Zahlen bereits von 39.000 Euro auf 33.000 Euro um über 15 Prozent gesunken.
Das politische Fazit der Treuhand ist eindeutig: Die Apotheker sind die Verlierer der Gesundheitspolitik der schwarz-gelben Bundesregierung. "Der Arzneimittelbereich ist der einzige Sektor, dessen Volumen mit minus 1,3 Milliarden Euro absolut rückläufig ist, während andere Sektoren Ausgabensteigerungen von insgesamt 4,1 Milliarden Euro haben", so Treuhand Generalbevollmächtigter Diener.
Was die politische Zukunft für die Apotheker bringt, ist ebenfalls noch ungewiss. Der Entwurf der Novelle zur Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) liegt zwar vor und wird voraussichtlich Anfang Februar das Bundeskabinett unverändert passieren. In den dann beginnenden Verhandlungen mit dem Bundesrat wird es dann aber erst spannend. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ist auf die Zustimmung der Länder angewiesen. Eine Mehrheit lehnt die in der ApBetrO vorgesehene Privilegierung von Filialapotheken aber ab. Weil der Bundesgesundheitsminister mit der AMG-Novelle und der Pflegereform weitere wichtige Gesetzesvorhaben durch die Länderkammer bringen muss, könnte die ApBetrO als Verhandlungsmasse in ein politisches Gesamtpaket eingehen – mit ungewissem Ausgang. Vermutlich wird erst im Frühjahr Klarheit herrschen über die endgültige Fassung der neuen ApBetrO.
Auch aus Brüssel kommen 2012 weitere für die Apotheker wichtige Vorhaben. In der neuen Datenschutzrichtlinie sollen erstmals in einem neuen Artikel 81 Regelungen für den Umgang mit Gesundheitsdaten von Patienten aufgenommen werden. Erste Entwürfe deuten darauf, hin dass die EU den Umgang mit Patientendaten zur Steigerung der Effizienz im Gesundheitsbereich lockern will. Das würde beispielsweise auch den Datenaustausch zwischen Apotheken und Arztpraxen betreffen sowie das Arzneimittelmanagement. In Vorbereitung hat die EU-Kommission zudem die Novelle der Großhandels-Richtlinie zum einheitlichen Umgang mit Arzneimitteln in den Mitgliedsstaaten. Außerdem will die EU die Sicherheit der Arzneimittel gegen den illegalen Import von Arzneimittelfälschungen erhöhen. Dies hat Konsequenzen für die Kennzeichnung von Arzneimitteln mit fälschungssicheren Barcodes oder Chips.
AZ 2012, Nr. 1-2, S. 1
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