Gesundheitspolitik

Stiftung Warentest kritisiert reißerische Schaufenster

Berlin (jz). Apotheken-Schaufenster geben selten Anlass für ein juristisches Einschreiten – beim ein oder anderen Apotheker mangelt es jedoch am "Gespür für die ethische Verantwortung beim Thema Gesundheit". So lautet das Fazit der "Stiftung Warentest" in der Januar-Ausgabe 2013. Das Verbrauchermagazin fotografierte über sieben Monate 28 Apotheken-Schaufenster in vier Städten und überprüfte, wie diese es mit der Arzneimittelwerbung hielten.

Juristische Verstöße gab es dabei selten. Und wenn, dann waren diese nicht schwerwiegend. "Apotheker bewerben aber auch Medikamente, deren medizinischer Nutzen fehlt oder zweifelhaft ist", so die Warentester. Als Beispiel werden unter anderem Psychopharmaka und Anti-Schnarchöl angeführt: So werde Lavendelöl damit beworben, "ängstliche Unruhe" zu beseitigen, obwohl die aktuelle Studienlage daran zweifeln lasse. Und auch beim beworbenen Mundspülkonzentrat (mit Geld-zurück-Garantie), existiere kein wissenschaftlicher Beleg dafür, dass es Schnarcher beruhige.

"Sachlich-neutrale Aufklärung ohne Kaufanreiz war kaum zu finden", bemängeln die Tester – dafür aber "marktschreierische" Werbung. Besonders bedenklich sei dabei, wenn Kinder zu künftigen Kunden herangezogen würden. Mehrere Apotheken hatten während der Einschulungszeit für Vitamin- und Mineralstoffpräparate geworben. Dadurch werde suggeriert, Kinder bräuchten diese Mittel, um leistungsfähig zu sein, so der Vorwurf von Warentest. "Völliger Unsinn" – hilfreich seien vielmehr Tipps für gesunde Pausenbrote und genug Obst und Gemüse auf dem Speiseplan.

Die Ursache für solche "Strategien" seien wirtschaftliche Interessen der Pharmahersteller, erklärt das Verbrauchermagazin. Dem Testbericht zufolge gaben diese im Jahr 2011 stolze 600 Millionen Euro für OTC-Werbung aus – davon entfiel jedoch nur ein geringer Teil für Schaufensterwerbung. "Apotheker sind auch Unternehmer", gesteht Warentest ein. Dennoch sei die eigentliche Aufgabe einer Apotheke die patientenorientierte Beratung. Durch marktschreierische Schaufenster-Werbung machten sich Apotheken aber viel mehr "zum Sprachrohr der Hersteller".



AZ 2013, Nr. 1/2, S. 8

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