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Aus den Ländern
Apothekenmarkt uneinheitlich
Trend zu 15.000 Apothekeninhabern
Dr. Frank Diener, Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover, fasste die umfangreichen Belastungen der Apotheken durch das AMNOG zusammen. Als Ergebnis seien das verfügbare Einkommen der Apothekenleiter und die Zahl der Apotheken gesunken. Der Trend zu Apothekenschließungen gehe weiter, und auch ohne weitere belastende Maßnahmen bewege sich die Zahl der Apothekeninhaber von derzeit knapp 18.000 auf etwa 15.000 in den nächsten Jahren zu.
Außerdem erklärte Diener: "Der Markt läuft auseinander." Während sogar 2012 in vielen Apotheken die Umsätze gestiegen seien, hätte etwa ein Drittel der Apotheken nicht die nötigen Rücklagen, um nötigenfalls die strittige Differenz beim Kassenabschlag für 2009 und 2010 zurückzuzahlen. Für besonders schlechte Ergebnisse gebe es unterschiedliche Gründe, z. B. Lagen in wirtschaftlich schwachen Vororten oder Preisdumping. Die Apotheken würden aber nicht dort geschlossen, wo viele bestehen. Als Konsequenz riet Diener den Apothekern, ihren unternehmerischen Mikrokosmos effizient zu gestalten.
Diener kritisierte zudem die fehlende Planungssicherheit. Hinsichtlich des Kassenabschlags mahnte er, keinen Problemstau aufzubauen. Hoffentlich finde die Schiedsstelle für die Zukunft eine Anpassungsmechanik, die langfristig Sicherheit biete, so Diener.
Entwicklung der Honorierung
Im Rückblick auf die politische Entwicklung um die Änderung der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) im vorigen Jahr erklärte Dr. Eckart Bauer, ABDA-Abteilungsleiter Wirtschaft, Soziales und Verträge, gerade die Politik habe die Apotheker gewarnt, "zu viele Bälle in der Luft zu halten". Daher sei es zwangsläufig zu einer einzigen hohen Forderung beim Festzuschlag gekommen. Entsetzt seien die Apotheker insbesondere über die Rechenmechanik für die Anpassung, die keine Perspektive für die wirtschaftliche Entwicklung biete. Der Aufschlag gemäß AMPreisV und der Kassenabschlag würden sich auf den ersten Blick gut ergänzen, weil der Abschlag die GKV-spezifischen Aspekte abbilden könne. Doch leider verweise die Formulierung der Anpassungsregel nicht auf die GKV-Spezifika, sodass sogar eine "Gegenrechnung" des bereits erhaltenen Ausgleichs drohe.
Zur Notdiensthonorierung erklärte Bauer, die Idee der Mischkalkulation werde sukzessive aufgegeben. Außerdem kopple sich die Honorierung von der Zahl der abgegebenen Packungen ab. Paradoxerweise würden die zusätzlichen Mittel bei der neuen Regelung stärker über die Packungszahl aufgebracht, obwohl die Notdienstleistung packungsunabhängig honoriert werde. Als weitere Baustelle sprach Bauer die Packungsgrößenverordnung an. Kein Marktbeteiligter wolle die Regelung, die zu riesigen Packungen führen könne, aber sie sei noch gültig, und das DIMDI habe den Auftrag zur Umsetzung. Es existiere ein Entwurf für eine Änderung, nach der der Bestandsmarkt nur bei diesbezüglichen Anträgen betroffen wäre. Für diese Änderung gebe es aber noch keinen Zeitplan.
Zu viel Bürokratie
Berend Groeneveld, stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen, stellte die Belastungen aus der Perspektive der Apotheken dar und betonte die großen Probleme durch die zunehmende Bürokratie. Die Folgen der Rabattverträge zu erklären, belaste die Kundengespräche, und die zunehmende Dokumentation, insbesondere zur Vermeidung drohender Retaxationen, koste viel Zeit im Backoffice. Ein grundsätzliches Problem seien die immer wieder neuen Regeln, die auf alten Regeln aufbauen, diese aber nicht ersetzen und damit alles noch komplizierter machen. Letztlich fehle die Zeit für pharmazeutische Aspekte in der Beratung.
Als weniger bekannte Bedrohung der Apotheken verwies Groeneveld auf die Haftung für den Herstellerabschlag, z. B. bei einer Insolvenz des Herstellers. Die Apotheken würden damit für die Leistungen von Fremden haften, doch dies sei nicht zu leisten, weil die fraglichen Beträge weit über dem Festzuschlag der Apotheken liegen könnten. Als weiteres drohendes Problem beschrieb Groeneveld Betriebsprüfungen durch Finanzämter. Denn die Margenrückgänge aufgrund des AMNOG in den Jahren 2011 und 2012 lägen über den Toleranzschwellen der Finanzämter für Prüfungen.
Ein anderes "Dialog"-Thema war die frühe Nutzenbewertung für Arzneimittel (siehe auch Artikel in der Rubrik Arzneimittel und Therapie auf Seite 35).
tmb
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