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Prisma
Mers – "nur" eine Krankheit der Reichen?
Das Middle East Respiratory Syndrome Corona Virus (Mers-CoV) ist eng mit dem Erreger des Severe Acute Respiratory Syndrome (Sars) verwandt, der vor zehn Jahren die Welt in Panik versetzte und 775 Menschen vom Leben zum Tod beförderte (vgl. DAZ 2013, Nr. 9, S. 34). Der Virologe Christian Drosten von der Universität Bonn, der sich schon bei der Erforschung von Sars hervorgetan hatte, findet es seltsam, dass bisher nur wohlhabende Menschen an Mers gestorben sind: "Da stimmt doch etwas nicht. Das ist eine total verschobene Epidemiologie."
Dorsten vermutet, dass es in Arabien viel mehr Mers-Fälle gibt, als öffentlich bekannt geworden sind, und dass die Infektionen in den meisten Fällen deutlich harmloser verlaufen. Beachtung fanden demnach nur diejenigen Patienten, die sehr schwer erkrankt waren und sich eine Behandlung im westlichen Ausland leisten konnten – auch wenn sie ihnen letztlich nicht das Leben gerettet hat. Ferner beklagt Dorsten, dass die betroffenen Staaten – Saudi-Arabien, Emirate und Jordanien – keine Virusproben an ausländische Institute schicken. Anhand der ihm zugänglichen Proben konnte er den "Stammbaum" von Mers-CoV erst teilweise erschließen. Dorsten warnt vor einer Verharmlosung: "Das Fenster, das bei Sars verpasst wurde, ist jetzt noch offen. Aber wertvolle Zeit verstreicht."
Am Frankfurter Flughafen wird bei Verdacht, dass ankommende Passagiere an Mers erkrankt sein könnten, ein "Entry-Screening" durchgeführt. Zu der Prozedur gehört, dass die Passagiere ihr Gepäck selbst tragen müssen, wozu sie kaum fähig sind, wenn es sich um Mers-Patienten handelt. Laut René Gottschalk, Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes, ist das Virus erst infektiös, wenn die Symptome auftreten.
Quelle: C. Hucklenbroich: Ein Virus, das reiche Männer befällt. FAZ vom 14.05.2013.
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