Gesundheitspolitik

Kommentar: Transparente Verschwendung

Christine Ahlheim

Transparenz wird neuerdings bei der Pharmaindustrie groß­geschrieben: So wurde jüngst veröffentlicht, dass von den Mitgliedsunternehmen des Vereins „Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie“ rund 575 Mio. Euro an Ärzte, medizinische Organisationen und Einrichtungen geflossen ist. An wen das Geld genau ging, bleibt überwiegend im Dunkeln: Genannt wird nur, wer dem zustimmt.

Dem will der Präsident der Bundesärztekammer Frank Ulrich Montgomery nun abhelfen: Er fordert, dass entweder die Veröffentlichung der Geldflüsse an die Ärzte unabhängig von deren Zustimmung erfolgt oder dass die Unternehmen auf die Zusammenarbeit mit Ärzten verzichten, die nicht genannt werden wollen (s. nebenstehenden Beitrag „Montgomery kämpft gegen korrupte Ärzte“).

Dieses Bemühen um mehr Transparenz ist durchaus ehrenwert, allein: Es trifft nicht den Kern des Problems. Der eigentliche Skandal ist, dass hier Gelder im großen Stil verschwendet werden für (meist) unsinnige Anwendungsbeobachtungen und sonstige Wohl­taten an die Mediziner. Dabei dürften die genannten Summen nur die Spitze des Eisbergs sein: Dazu kommen Ausgaben für (häufig) unwirtschaftliche Arzneimittel, deren Verordnung durch diese Incentives initiiert wird. Am Ende bezahlt wird dies alles von GKV und PKV. Und während die ohnehin üppig alimentierten Ärzte auf Kosten der Gesellschaft zusätzlich honoriert werden, wird bei den Apothekern kräftig gespart: Keine Erhöhung des Fixums, keine Bezahlung beim Medikationsplan und selbst die bessere Vergütung bei Rezepturen und BtM ist längst nicht in trockenen Tüchern …

Dr. Christine Ahlheim


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