Wirtschaft

Negativzinsen belasten GKV

Kassen fordern Nullzinskonto bei der Bundesbank

cha | Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank belastet nicht nur die Sparer, sondern auch die gesetzlich Versicherten. Fast zwei Millionen Euro der Versichertenbeiträge mussten im letzten Jahr als Strafzinsen für das kurzfristige Zwischenparken von Geldern des Gesundheitsfonds bezahlt werden.

„Im Jahr 2015 erzielte der Gesundheitsfonds erstmalig ein negatives Zinsergebnis von rund 1,8 Millionen Euro“, bestätigte ein Sprecher des Bundesversicherungsamts gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dies sei aber als „gering anzusehen“ gemessen am Gesamtvolumen des Gesundheitsfonds von mehr als 200 Mrd. Euro.

Die Ursache liegt darin, dass der Gesundheitsfonds die Beiträge sammelt, die von der Monatsmitte an eingehen, und sie vom 1. bis 15. Tag des nächsten Monats an die Kassen ausschüttet. Diese verteilen das Geld dann oft auf viele Banken, damit sie nicht auch noch Strafzinsen zahlen müssen. Die Banken verlangen eine Gebühr dafür, dass hohe Summen auf dem Konto liegen, da sie ihrerseits das Geld für die kurze Zeitspanne weniger Tage nicht mehr rentierlich anlegen können.

Um nicht noch mehr Beitragsgelder zu verbrennen, wenden sich nun die Krankenkassen an die Politik. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung forderte der Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes Martin Litsch eine staatliche Zinsgarantie für die Mittel der Sozialkassen: „Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, dass der Bund oder die Bundesbank den Sozialversicherungen in dieser Phase zu Hilfe kommt und zumindest einen Nullzins garantiert.“

Barmer-Chef Christoph Straub sagte, „die Einrichtung eines Nullzinskontos bei der Bundesbank wäre eine gute Lösung, um Verluste von Beitragsgeldern zu vermeiden“. Und auch Franz Knieps, unter Ulla Schmidt Abteilungsleiter im Bundesministerium für Gesundheit und heute Chef des Dachverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK), sprach sich für eine Regelung aus, welche die Gelder der Versicherten nicht mit Negativzinsen belastet.

Derzeit, so die Süddeutsche Zeitung weiter, sollen Gespräche zwischen Gesundheits- und Finanzministerium laufen, um eine Lösung für das Problem zu finden. |


Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Schwindende Reserven".


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