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Die Seite 3
Die „anderen“ Verbände
Im Apothekenmarkt kommt es seit einigen Jahren zu einer zunehmenden Differenzierung und Spezialisierung. Das liegt zum einen an technischem Fortschritt und Innovationen, zum anderen auch an geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise der Freigabe des Arzneimittelversands 2004, die zu spezialisierten Versandapotheken führte.
Die große Frage in diesem Differenzierungsprozess ist, wie weit sich die spezialisierten Apotheken von den „anderen“ Apotheken entfernen, was der kleinste gemeinsame Nenner bleibt, den alle Apotheken – auch z. B. Zyto-Apotheken, die eher kleine High-Tech-Herstellbetriebe sind – erfüllen. Dieser „Streit“ beschäftigt die Apothekerschaft seit geraumer Zeit, und ein Ende ist nicht abzusehen.
So hat Uwe Hüsgen, ein ausgewiesener Kenner des Apothekenmarkts, in der ersten DAZ-Ausgabe dieses Jahres in einer Erwiderung auf Prof. Gerd Glaeske betont, es sei essenziell, dass die Apotheke, „wo auch immer sie ihrem Versorgungsauftrag nachkommt, eine gleichbleibende Qualität in Beratung und Warenverfügbarkeit garantiert“ („Differenzierung bei Apotheken? Widerspruch Herr Professor“, DAZ 2016, Nr. 1, S. 62). Glaeske wiederum verspricht sich von einer Ausdifferenzierung einen Qualitätszuwachs, denn nicht alle Akteure könnten alles gleich gut („Zunftdenken hat keine Zukunft“, S. 75 dieser DAZ). Auch der „Chefapotheker“ des Stuttgarter Klinikums, Holger Hennig, beschäftigt sich in seinem Gastkommentar (auf S. 14 dieser DAZ) mit Differenzierung, nämlich in der Ausbildung der Apotheker.
Diese Entwicklung hat natürlich auch Auswirkungen auf die Interessenvertretung des Berufsstands. Und weil sich die offizielle Standesvertretung mit neuen Geschäftsmodellen – nachvollziehbar und oft auch richtigerweise – oft schwer tut, haben sich „Spezialverbände“ gegründet.
Dass diese Verbandsgründungen bei der offiziellen Standesvertretung nicht auf ungeteilte Gegenliebe gestoßen sind, überrascht wenig. Nicht selten lehnt die Mehrheit der Apotheker ein neues Geschäftsfeld (zumindest anfangs) grundsätzlich ab – beispielsweise beim Versandhandel. In anderen Fällen werden den Akteuren unlautere Absichten unterstellt, wie es bei den Kooperationen der Fall war, denen die Vorbereitung auf Apothekenketten unterstellt wurde. Dazu kommen in einigen Fällen offenbar auch persönliche Animositäten und Kränkungen – nicht immer sind die Auseinandersetzungen ganz sachlich und emotionslos.
Trotz der Widerstände haben sich einige Spezialverbände etablieren können. Zum Teil sind sie – auch wegen des großen Know-hows, das sie auf ihrem Gebiet erworben haben – anerkannte Gesprächspartner der Politik, durchaus aber auch der Standesvertretung geworden. Ab Seite 20 dieser DAZ stellen wir fünf solche Verbände vor.
Dr. Benjamin Wessinger
1 Kommentar
Gute Erweiterung
von Bernd Jas am 20.01.2016 um 14:06 Uhr
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