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Förderschwerpunkt AMTS?

Innovationsfonds: Geförderte Projekte zur Arzneimitteltherapiesicherheit sind überschaubar

BERLIN (ks) | Über 500 Projekte haben sich für eine Förderung durch den Innovationsfonds beworben. Nur langsam sickert durch, welche das Rennen gemacht haben. Obwohl Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), sowie des dort angesiedelten Innovationsausschusses, im Vorfeld Projekte zur Arzneimitteltherapie­sicherheit zu einem Förderschwerpunkt erklärt hatte, scheint ihre Anzahl bislang überschaubar. Die Techniker Krankenkasse freut sich jedoch, an drei von ihnen beteiligt zu sein.

225 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds sollen jährlich in Modelle fließen, die neue und innovative Versorgungsformen erproben. Noch hat der G-BA nicht veröffentlicht, welche Projekte erfolgreich waren. Die Information verzögert sich, weil die Modellprojekte mit kleineren Summen bedacht werden sollen als diese beantragt hatten. Nun müssen sie entscheiden, ob sie sich auch mit weniger Geld begnügen, oder lieber auf die Förderung verzichten wollen. Erst wenn dies geklärt ist, werden die „Gewinner“ bekannt gemacht. Sagen lässt sich jedoch schon: Die bayerischen Projekte mit Apothekenbeteiligung kamen nicht zum Zuge (siehe DAZ 2016, Nr. 46, S. 22).

Foto: ABDA
Medikationsfehler bei Kindern vermeiden Das ist das Ziel von KidSafe - einem Projekt, das nun durch den Innovationsfonds gefördert werden soll. Die ABDA ist dafür ein Kooperationspartner.

TK mit 15 Projekten dabei

Dafür vermeldete die TK als erste Krankenkasse, dass sie an 15 der insgesamt rund 30 künftig geförderten Projekte beteiligt ist. Das Fördervolumen für diese Modellvorhaben beträgt insgesamt 120 Millionen Euro. Tim Steimle, Apotheker und Fachbereichsleiter Arzneimittel bei der TK, freut sich besonders, dass sich drei der Projekte mit Arzneimittelthemen befassen. Für eines davon ist die TK als sogenannte Konsortialführerin hauptverantwortlich: VERO – Versorgung von Menschen mit Rheuma optimieren. Dieses Projekt setzt auf dem bundesweiten Rheuma-Vertrag auf, der auf eine leitliniengerechte Behandlung der Patienten abzielt. Über den TK-Arzneimittel-Coach sind am Rheuma-Vertrag schon jetzt Apotheken beteiligt, erklärt Steimle. Das werden sie auch bei VERO sein.

Apotheker: Bei VERO mit an Bord

VERO geht über den bisherigen Rheuma-Vertrag hinaus: Unter der wissenschaftlichen Leitung des Rheumatologen Prof. Dr. Georg Schett vom Universitätsklinikum Erlangen soll der Frage nachgegangen werden, ob und inwieweit mit verschiedenen Strategien eine Therapiedeeskalation bei Patienten mit rheumatoider Arthritis stabiler Remission möglich ist. Ziel ist, konventionelle und biologische DMARDs (csDMARDs, Biologika) unter Remissionserhalt zu reduzieren oder abzusetzen. Außerdem erhofft sich die TK, das Thema Deeskalation in der nationalen Versorgungsleitlinie so zu platzieren, dass es im Versorgungsalltag der Patienten ankommt, erklärt Steimle. Konsortialpartner des Projekts sind neben der Uniklinik Erlangen der Berufsverband Deutscher Rheumatologen e. V., die Universität Hamburg mit dem Center for Health Economics sowie die mhplus ­Betriebskrankenkasse. Zudem machen 13 weitere Krankenkassen mit – am Rheuma-Vertrag sind rund 50 beteiligt, doch nicht alle nehmen automatisch auch an VERO teil.

Die Beteiligung der Apotheker an dem Projekt erläutert Steimle folgendermaßen: „Sie entscheiden nicht, ob eine Therapie in der Dosis reduziert wird, aber sie begleiten die Patienten in dem Veränderungsprozess nach einer solchen Entscheidung.“ Auch ihr Geld bekommen die Pharmazeuten nicht vom Innovationsfonds, sondern direkt von der TK. Am Ende könnte dennoch mehr für die Apotheker dabei rausspringen: Denn die TK erhofft sich, dass VERO für viele Patienten interessant ist und sich so auch für die Apotheken die Fallzahlen erhöhen. Die TK rechnet mit 4500 bis 6000 Fällen, die in den kommenden drei bis vier Jahren eingeschlossen werden könnten. Und das Projekt hat möglicherweise weiteres Potenzial für die Apotheker. Wie Steimle erklärt, soll es auch eine Vorbereitung für das Disease-Management-Programm (DMP) Rheuma sein. Wenn es gut läuft, könnten die Apotheken durch ihre pharmazeutische Unterstützung der ­Patienten erstmals in ein DMP mit aufgenommen werden.

KidSafe – mehr Sicherheit für Kinder und Jugendliche

Ein weiteres Projekt zur Arzneimitteltherapiesicherheit ist KidSafe. Sein Ziel ist, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Medikationsfehler bei Kindern zu vermeiden. „Wir alle wissen, dass wir darüber zu wenig wissen“, erklärt Steimle. Das soll sich mit dem Projekt ändern. Geschehen soll dies über PaedPharm, eine Qualitätssicherungsmaßnahme, die evidenzbasierte Informationen sowie Handlungsempfehlungen zur Anwendung von Arzneimitteln bei Kindern an Ärzte sowie Apotheken weitergibt. PaedPharm besteht aus drei Modulen: Einer Informations-Datenbank, einem pädiatrisch-pharmakologischen Qualitätszirkel und einem System zur verpflichtenden Meldung von unerwünschten Arzneimittelwirkung beim Off-Label-Use und bei Medikationsfehlern bei Kindern. Die Projektverantwortung trägt Dr. Antje Neubert, ­Leiterin der Zentrale für klinische Studien in der Pädiatrie am Universitätsklinikum Erlangen. Das BfArM sowie verschiedene Unikliniken und die TK sind Konsortialpartner. Kooperationspartner sind die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin sowie die ABDA. Die ABDA ist dabei über die Qualitätszirkel an dem Projekt beteiligt. Bei ­positiver Evaluation wäre ein Roll-out möglich, an dem sich dann auch Apotheken beteiligen können.

Antibiotikaresistenzen vermeiden

Das dritte Projekt nennt sich RESIST. Hier geht es um Resistenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen. Konsortialführer ist der Verband der Ersatzkassen (vdek), Konsortialpartner die einzelnen Ersatzkassen. Kooperiert wird hier insbesondere mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sowie verschiedenen Kassenärztlichen Vereinigungen. Apotheker sind hingegen nicht beteiligt. Es geht bei dem Projekt darum, Ärzte für einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika zu sensibilisieren.

Nun darf man gespannt sei, wie sich die Modelle im Versorgungsalltag bewähren werden. Ziel der Förderung durch den Innovationsfonds ist, dass die neuen Formen der Versorgung letztlich in die Regelversorgung überführt werden. |

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