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Arzneimittel und Therapie
Zahlen & Fakten zum Zika-Virus
Eine scheinbar harmlose Infektion führt zu globalem Gesundheitsnotstand
Zika-Virus: Eine Chronologie
Das zur Familie der Flaviviren zählende Zika-Virus wird 1947 erstmals in Uganda isoliert. Seit 2007 werden weitere Ausbrüche in Mikronesien und Polynesien registriert. Die aktuelle Infektionswelle verbreitet sich seit Februar 2015 von Brasilien aus in Mittel- und Südamerika. Im Mai 2015 gibt die Pan American Health Organization (PAHO) anlässlich der ersten bestätigten Zika-Virus-Infektionen in Brasilien eine Warnung heraus.
Seit Herbst 2015 werden in Brasilien mehr als 3900 Berichte über Mikrozephalie-Verdachtsfälle bei Säuglingen bekannt, ohne dass bislang jedoch eindeutige Belege für einen Zusammenhang mit einer Zika-Virus-Infektion existieren. Im November 2015 warnt die PAHO vor dem Mikrozephalie-Risiko.
Im Dezember 2015 rät das Auswärtige Amt Schwangeren von vermeidbaren Reisen in gefährdete Gebiete ab. Am 15. Januar 2016 spricht das US-amerikanische Center for Disease Control and Prevention Level-2-Reisewarnungen aus: Schwangere sollten Reisen in vom Virus betroffene Länder verschieben.
In Mittel- und Südamerika wurden bis Januar 2016 in mehr als 25 Ländern Zika-Infektionen registriert. Brasilien will 220.000 Soldaten zur Bekämpfung des Virus einsetzen. Auch in Deutschland treten erste Erkrankungen bei Reiserückkehrern auf.
Die WHO ruft den globalen Gesundheitsnotstand aus. Von nun an können auch nicht betroffene Staaten dazu aufgefordert werden, Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit einzuleiten. Die Moskitos sollen noch stärker bekämpft und die internationale Überwachung von Schädelfehlbildungen standardisiert werden.
Viele Fragen
Droht eine Epidemie?
Allein in Brasilien gibt es bereits 1,5 Millionen Zika-Verdachtsfälle. Eine Einschätzung ist erschwert, da die Infektion nur im Labor zweifelsfrei festgestellt werden kann. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnte es ohne rasche Gegenmaßnahmen in Amerika zu drei bis vier Millionen Infektionen kommen. Prof. Dr. Jan Felix Drexler vom Deutschen Zentrum für Infektionskrankheiten vermutet jedoch, dass sich eine mögliche Epidemie von selber eindämmen kann: Die erstmalige Infektion mit dem Zika-Virus verleiht lebenslange Immunität. Da die Krankheit nicht lebensbedrohlich verläuft, könnte der aktuelle Ausbruch weite Teile der Bevölkerung immunisieren.
Wie wird das Virus übertragen?
Das Virus wird vor allem durch die Gelbfiebermücke Aedes aegypti übertragen, die es in Deutschland nicht gibt. Es wird jedoch vermutet, dass auch die hier verbreitete asiatische Tigermücke Aedes albopictus als Überträger infrage kommt. Ob sexuelle Übertragungen oder Infektionen im Rahmen der Geburt möglich sind, ist bislang noch nicht erwiesen.
Welche Symptome treten auf?
Eine Infektion mit dem Zika-Virus verläuft im Vergleich mit anderen durch Mücken übertragenen Infektionen wie Dengue und Chikungunya milder. Teilweise verläuft die Krankheit auch subklinisch. Symptome wie Hautausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie nichteitrige Konjunktivitis halten bis zu einer Woche an. Eine Behandlung im Krankenhaus ist meist nicht erforderlich.
Wie wird die Krankheit diagnostiziert?
Grundsätzlich ist eine Diagnose aufgrund der unspezifischen Symptome erschwert. Der Nachweis einer akuten Infektion erfolgt durch Reverse Transkriptase Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) aus Serum, Plasma oder Urin. Antikörpernachweise können durch Kreuzreaktivitäten mit anderen Flaviviren gestört werden.
Was ist über den Zusammenhang mit dem Mikrozephalie-Risiko bekannt?
Die WHO spricht von einer zeitlichen und räumlichen Übereinstimmung dieser Fehlbildungen mit der Ausbreitung des Zika-Virus. In Brasilien gibt es an die 4000 Verdachtsfälle einer Mikrozephalie. Da hierbei auch fehleranfälligere Methoden wie die Messung des Kopfumfangs des Fötus per Ultraschall herangezogen wurden, lassen sich Vergleiche mit den Zeiten vor dem Zika-Ausbruch nur schwer ziehen. Denn bislang wurden Mikrozephalie-Fälle nur auf Basis einer eindeutigen Diagnose nach der Geburt erfasst.
Von den 4000 gemeldeten Fällen wurden bislang 732 überprüft. In 270 Fällen erhärtete sich ein begründeter Verdacht. Die fruchtschädigende Wirkung einer Infektion ist derzeit weder gesichert noch verstanden. Bislang konnte in sechs Mikrozephalie-Fällen definitiv nachgewiesen werden, dass die Mütter mit Zika infiziert waren.
Besteht die Gefahr auch in Deutschland?
Die Mückenart Aedes albopictus, die als möglicher Überträger diskutiert wird, ist in Deutschland nur wenig verbreitet. Deshalb halten Experten eine Ansiedlung des Virus für äußerst unwahrscheinlich. Bislang sind in Deutschland einige Zika-Infektionen von Reiserückkehrern bekannt geworden.
Welche Maßnahmen sind in Deutschland geplant?
Momentan gibt es keine genauen Daten über eingeschleppte Infektionen, da die Krankheit nicht meldepflichtig ist. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat nun eine Meldepflicht für Zika- und andere durch Mücken übertragene Infektionen auf den Weg gebracht.
Zudem hat die Bundesregierung Ende Januar gemeinsam mit den Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF), Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und Verteidigung (BMVg) die seit 2006 bestehende Forschungsvereinbarung zu Zoonosen erneuert.
Gibt es einen Impfstoff?
Derzeit stehen weder spezifische Therapien noch Impfstoffe zur Verfügung. Da das Virus relativ neu aufgetreten ist, gibt es auch keinen Impfstoff-Kandidaten in der Entwicklung. Eventuell können Technologieplattformen für Impfstoffe gegen andere Flaviviren wie Dengue- oder Gelbfieberviren genutzt werden. US-Präsident Barack Obama und Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff vereinbarten Ende Januar, die Entwicklung eines Impfstoffs zu forcieren. |
Quelle
Lucey D, Gostin L. The emerging zika pandemic: Enhancing preparedness. JAMA 2016;20001:1–2
Fauci AS, Morens DM. Zika Virus in the Americas - Yet Another Arbovirus Threat. N Engl J Med 2016, online veröffentlicht 13. Januar 2016
Forschung gegen das Zika-Virus in den Startlöchern, Pharma Fakten, 27. Januar 2016: www.pharma-fakten.de
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung: www.dzif.de
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin: www.bnitm.de
Robert-Koch-Institut: www.rki.de
Bundesministerium für Gesundheit: www.bmg.bund.de
Pan American Health Organization: www.paho.org
Centers for Disease Control and Prevention: www.cdc.gov
Deutsche Presse Agentur
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