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Gesundheitspolitik
Kommentar: Kein Blatt vor den Mund nehmen
Selbst wenn der Beschluss des FDP-Parteitags, das Fremdbesitzverbot bei Apotheken abzuschaffen, dem Parteitags-Chaos geschuldet sein sollte (was man nicht glauben muss) – wes Geistes Kind FDP-Chef Lindner ist, zeigte sich bereits nach dem EuGH-Urteil: Im Interview mit der FAZ lehnte er nicht nur ein Rx-Versandverbot rundweg ab, sondern äußerte auch, dass es falsch wäre, die Apotheken „unter Naturschutz zu stellen“.
Wer gesetzliche Regelungen im Gesundheitswesen mit „Naturschutz“ gleichsetzt, hat entweder nicht verstanden, dass diese zum Wohle der Bevölkerung und nicht zum Wohle der Leistungserbringer getroffen wurden. Oder er will, was wohl auf Lindner zutrifft, mit dieser abschätzigen Wortwahl bewusst den Weg vom mittelständisch organisierten Gesundheitswesen hin zu großen Gesundheitskonzernen ebnen. An diesem Eindruck vermag auch die halbherzige Schadensbegrenzung durch FDP-Vize Strack-Zimmermann nichts ändern, die eine Aufweichung des Mehrbesitzverbots befürwortet. Heute fünf Filialen, morgen sechs – da ist es zur Kette nicht mehr weit.
Darum kann man sich nur wünschen, dass die FDP nicht dem nächsten Bundestag und schon gar nicht der nächsten Bundesregierung angehört. Deshalb sollten die Apotheker kein Blatt vor den Mund nehmen und offensiv vor den Absichten der Liberalen warnen. Insbesondere den Angehörigen der anderen freien Berufe sollte klargemacht werden: Die FDP vertritt auch nicht (mehr) die Interessen von Rechtsanwälten, Ärzten etc. Und, was noch schlimmer ist, sie vertritt jetzt offenbar die Interessen all jener, die Freiberufler durch Kapitalgesellschaften ersetzen wollen.
Dr. Christine Ahlheim
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