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Gesundheitspolitik
Kommentar: Umarmt von einem Kraken
Umarmt zu werden, kann schön sein: Man fühlt sich geliebt und beschützt. Doch wenn die Umarmung zu fest wird, fühlt man sich bisweilen auch erdrückt. So dürfte es vielen Apothekern derzeit mit der Europäischen Union gehen. Grundsätzlich gilt wohl für die meisten von uns: Wir schätzen die EU sehr und wissen, dass wir ihr Jahrzehnte in Frieden und Wohlstand verdanken. Dennoch entwickelt sie zuweilen ein Eigenleben, das viele EU-Bürger nicht wünschen. Die Apotheker bekamen das zuletzt mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 19. Oktober 2016 zu spüren, das durch die Erlaubnis von Rx-Boni für ausländische Versender ihre wirtschaftlichen Grundlagen massiv infrage stellt.
Doch nun folgt der nächste Streich: Die EU-Kommission plant ein Dienstleistungspaket, nach dem bei den freien Berufen neue nationale Regulierungen oder Änderungen bestehender Regulierungen mit dem Rest Europas abgestimmt werden müssen. Davon betroffen sind auch die Apotheker. Zusammen mit anderen Heilberuflern versuchen sie schon seit Monaten, eine Ausnahmeregelung für den Gesundheitsbereich zu erwirken, nun stehen die entsprechenden Beratungen des Binnenmarktausschusses des Europaparlaments unmittelbar bevor.
Zu hoffen ist, dass die EU-Parlamentarier den Argumenten der Heilberufler folgen und davon absehen, die wohldurchdachten nationalen Regelungen im Gesundheitswesen mit EU-Einheitssoße zu übergießen. Von der EU umarmt zu werden, kann schön sein – aber nicht, wenn sie sich wie in unserem Cartoon auf Seite 8 wie ein Krake gebärdet und uns mit ihrer Fürsorge zu ersticken droht (siehe auch den Artikel "Heilberufler wehren sich gegen EU-Dienstleistungspaket" in dieser AZ).
Dr. Christine Ahlheim
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