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Gesundheitspolitik
Kommentar: Kein Apotheker des Vertrauens
Als Apotheker blutet einem das Herz, wenn man fast täglich Berichte über den Prozess gegen den Bottroper Zyto-Apotheker liest. Es ist unfassbar, dass ein Kollege seinen schwer kranken Patienten wissentlich so sehr geschadet haben soll. Geschadet hat er aber auch dem ganzen Berufsstand, denn mit Floskeln wie „Schwarze Schafe gibt es überall“ kann man angesichts der möglichen Todesfälle kaum zur Tagesordnung übergehen.
Das Problem liegt vor allem darin, dass Krebspatienten mit ihrem Rezept meist nicht einfach zum „Apotheker ihres Vertrauens“ gehen können. Stattdessen bekommen sie Zytostatikazubereitungen von Spezial-Apotheken, die für sie nur gesichtslose Lieferanten, aber keine wohlbekannten Heilberufler sind.
Vor diesem Hintergrund erscheint der Vorschlag des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach, dass zukünftig Krebsbehandlungen nur noch in spezialisierten Kliniken stattfinden und die Zytostatika in den Klinikapotheken zubereitet werden sollen, durchaus interessant (s. Artikel "Lauterbach: Zytos nur in der Klinik"). Wenn es um das nackte Überleben geht, werden viele Menschen gerade nach den Vorkommnissen in Bottrop eher Vertrauen in ein Krankenhaus mit seinen vielfältigen Kontrollmechanismen haben als in den ambulanten Bereich, in dem die kriminellen Machenschaften eines Einzelnen viel leichter unentdeckt bleiben.
Aber auch die Ärzte hat Lauterbach im Visier. Ihm dürfte durchaus bekannt sein, dass immer wieder Onkologen eine Beteiligung an den Gewinnen der Zytostatika-herstellenden Apotheken fordern (und bekommen). Mit der Verlagerung in den Klinikbereich wäre auch dieser Sumpf der Korruption sehr schnell ausgetrocknet.
Dr. Christine Ahlheim
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