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Gesundheitspolitik
Kommentar: Fragwürdige Umfrage
Manchmal ist das, was nicht gesagt wird, interessanter als das, was jemand sagt. Es ist durchaus ein Signal, wenn die ABDA die Apotheken nicht zur Teilnahme an der Befragung auffordert, die immerhin die Grundlage für deren zukünftige Honorierung liefern soll (s. „Honorar-Umfrage irritiert Apotheker“). Die äußerst kühlen zwei Absätze im aktuellen Rundschreiben an die ABDA-Mitgliedsorganisationen sprechen Bände: „Eine Teilnahme liegt im Ermessen der angefragten Apothekerinnen und Apotheker“, heißt es dort. Die Verärgerung der Standesvertretung ist deutlich spürbar – und verständlich.
Nicht wenige Apothekenleiter berichten, dass sie die Mail mit dem Link zur Befragung ungelesen gelöscht hätten – in Zeiten von Viren, Spam und Phishing durchaus verständlich. Warum die Beratungsfirma, die die Umfrage durchführt, die Apotheker nicht vorher von ihrem Vorhaben in Kenntnis gesetzt hat, bleibt ein Rätsel. Dass die im Beirat zu dem Forschungsvorhaben vertretene ABDA von Inhalt und Zeitpunkt der Befragung nicht in Kenntnis gesetzt wurde, grenzt an Unverschämtheit.
Auch an der Fragestellung und den abgefragten Themen gibt es Kritik von mit dem Apothekenmarkt vertrauten Experten. Sie bezweifeln ganz grundsätzlich, dass mit diesen Fragen die Leistungen der öffentlichen Apotheken in Gänze erfasst werden können. Dass die Apotheken einen gesetzlichen Versorgungsauftrag mit diversen Gemeinwohlpflichten zu erfüllen haben, wird nicht ausreichend berücksichtigt.
Spätestens jetzt sollte die Apothekerschaft noch einmal ganz intensiv überlegen, ob sie nicht selbst ein Gutachten zur Honorierung in Auftrag gibt.
Dr. Benjamin Wessinger
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