Gesundheitspolitik

Kommentar: Nicht unter Wert verkaufen

 Christine Ahlheim

Das Thema Cannabis macht derzeit wieder einmal die Runde. Und da diesmal nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ – also Grüne, FDP, Linkspartei und Teile der SPD – die Legalisierung fordern, sondern auch der CDU-Gesundheitsexperte Erwin Rüddel Modellprojekte befürwortet, könnte es ernst werden. Die Apo­theker sollten daher frühzeitig überlegen, wie sie zu der immer wieder vorgeschlagenen Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken in Apotheken stehen.

Die ABDA ist dabei schon vorgeprescht: BAK-Präsident Andreas Kiefer hat per Pressemeldung verlauten lassen, dass die Apothekerschaft zwar die Legalisierung von Cannabis ablehne, bei einem gesellschaftspolitischen Konsens aber zu einer Lösung beitragen würde, „die den Besonderheiten von Cannabisprodukten unter Qualitäts- und ­Sicherheitsaspekten Rechnung trägt“. Damit stellt Kiefer quasi in Aussicht, dass die Apotheken durchaus bereit wären, bei Modellprojekten als Abgabestellen zu fungieren.

Dies wirft zum einen die Frage auf, ob sich die Apothekerschaft mit der Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken nicht weit unter Wert verkaufen würde. Statt mit Impfungen, Medikationsmanagement und Dienstleistungen als Heilberufler zu glänzen, würde sie zur Anlaufstelle von Kiffern degradiert – noch dazu wohl wissend, dass diese ihre Gesundheit durch den Cannabiskonsum aufs Spiel setzen. Zum anderen irritiert, dass Kiefer hier im Namen der Apothekerschaft spricht. Natürlich ist er gewählter Repräsentant, doch bei einem Thema dieser Tragweite sollte er erst einmal die Stimmung an der Basis einfangen. Beim bevorstehenden Deutschen Apothekertag bietet sich hierzu reichlich Gelegenheit.

Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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