Gesundheitspolitik

Einladung zur Kreuzfahrt

Weitere Zeugenaussagen im Zyto-Prozess

BERLIN (hfd) | Vergangenen Mittwoch stand der 16. Verhandlungstag im Prozess gegen den Bottroper Zyto-Apotheker Peter S. vor dem Landgericht Essen an. Diesmal sagten zwei Apothekenmitarbeiterinnen aus, von denen eine ein recht enges Verhältnis zum Angeklagten hatte.

Birgit K. schilderte, dass der Apotheker sie und ihren Freund auf eine Kreuzfahrt eingeladen habe, zu der er sie begleitete – auch private Feiern hätten sie zusammen verbracht. Das berichtet das Recherchebüro Correctiv, das den Prozess durchgängig beobachtet. Seit 2011 kannte die Zeugin Peter S. K. zufolge hat der Apotheker „versucht, sich Freunde zu kaufen“. Die Zeugin hatte zuvor bei einer onkologischen Praxis in Bottrop gearbeitet, die auch von Peter S. beliefert wurde. Durch den Wechsel zur Apotheke stieg ihr Bruttoverdienst offenbar von 3500 Euro auf 5500 Euro.

Während eine PKA zuvor berichtet hatte, dass seit dem Eintritt der Mitarbeiterin „vermehrt Werbeaktionen veranstaltet“ und Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt worden sei, per günstigerem Direkteinkauf zu bestellen, erklärte K. laut „Correctiv“, der frühere kaufmännische Leiter Martin Porwoll – der Whistle­blower in dem Prozess – habe Expansionswünsche gehabt. Die Apotheke sei schnell gewachsen, die Buchhaltung habe dies nicht erfassen können. „So gab es immer ein Missverhältnis zwischen dem tatsächlichen Warenbestand und dem verbuchten“, die Verwaltung sei überfordert gewesen.

„Herrscherin des Kellers“

K. erklärte auch, dass die Mutter von Peter S., die zuvor die Apotheke geführt hatte und diese nach seiner Inhaftierung wieder übernahm, „immer“ in der Apotheke gewesen sei. Es habe eine „Doppel-Hierarchie“ gegeben. Zudem sei die Mutter die „Herrscherin des Kellers“ gewesen. Nach früheren Zeugenaussagen sollen zeitweise abgelaufene Zyto­statika im Privatkeller gelagert worden sein. Birgit K. erklärte weiterhin, die Mutter des Angeklagten habe ein enges Verhältnis zum Steuerberater gehabt und sei vermutlich über die wirtschaftliche Lage der Apotheke informiert gewesen.

Die Richter vernahmen außerdem die früher bei S. beschäftigte Apothekerin Ramona S. Wie andere Zeugen zuvor, sagte sie aus, ihren Chef „zwei, drei Mal im Anzug im Labor gesehen“ zu haben – angesprochen habe sie ihn darauf jedoch nicht. Sie könne sich nicht an einen möglichen Zwischenfall erinnern, bei dem ein Krebspatient ein abgelaufenes Arzneimittel erhalten habe, erklärte die Zeugin. Auch sie berichtete auf Fragen der Verteidigung von Problemen in der Warenwirtschaft: Die Software habe oft angegeben, dass Präparate vorrätig seien, ohne dass diese im Lager waren – oder es meldete einen Nullbestand, obwohl Vor­räte vorhanden gewesen seien.

Auf Nachfrage der Nebenklage hat Ramona S. von einem Besuch der Amtsapothekerin berichtet: Dieser sei angekündigt worden, sodass die Apotheke sich hierauf vorbereiten konnte. Vor der Kon­trolle habe die Apothekerin noch einen Kaffee mit S. getrunken.

S. schweigt derweil weiter zu den Vorwürfen gegen ihn. |

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