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Interpharm 2019 – Festvortrag
Gefühl schlägt Evidenz
Der Mensch kann mit Statistik nicht umgehen
Von der Genauigkeit einer Krebsfrüherkennungsuntersuchung bis hin zu Behandlungsrisiken – auf die Kommunikation des Risikos kommt es an. Beispiel Prostatakrebs: Hört man, dass in den USA die Fünf-Jahres-Überlebensrate 82% beträgt, in Großbritannien jedoch nur 44%, wünscht man sich sicher, in den USA zu leben. Dieser Unterschied muss aber gar nichts damit zu tun haben, wann man tatsächlich stirbt. Genauso gut kann es sein, dass die Menschen in beiden Ländern gleich alt werden, der Krebs in Großbritannien jedoch einfach später diagnostiziert wird. Schließlich sterben die meisten Männer mit und nicht an Prostatakrebs.
Sagt dann noch medienwirksam eine wichtige Persönlichkeit, dass der PSA-Test nutzen muss, weil der Betroffene selbst seinen Krebs besiegt habe, kommt ein weiteres Problem in unserem Umgang mit Risiken zum Tragen: Einzelne Vorfälle – unabhängig von Evidenz oder Kausalität – haben einen extremen Einfluss auf unsere Entscheidungen. Einsicht ist möglich, ließ Gaissmaier die Zuschauer auf der Interpharm wissen. Sie erfordere jedoch einen mündigen und mutigen Umgang mit klinischer Evidenz. Wo hier genau die Probleme liegen, hat Wolfgang Gaissmaier ausführlich in der DAZ beschrieben – siehe Kasten „Zum Weiterlesen“.
Wer weiß: Vielleicht können die Apotheker sich ja – wie in der anschließenden Diskussion angeregt wurde – in diesem Gebiet fortbilden und im Rahmen einer pharmazeutischen Dienstleistung eine „second Opinion“ anbieten? |
Zum Weiterlesen
Wolfgang Gaissmaier. Achtung Fallstricke – Ein Meinungsbeitrag zum Umgang mit Risiko in der Medizin und der Hoffnung auf Einsicht.
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