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Deutscher Apothekertag 2019
Possenspiel
Ein Kommentar von Doris Uhl
Für Apotheker steht viel auf dem Spiel, und im Wettbewerb mit dem übermächtigen Versandhandel sind Alleinstellungsmerkmale der wohnortnahen Versorgung durch die öffentlichen Apotheken gefragt. Ein Solches ist der direkte persönliche Kontakt zum Patienten. Im Rahmen des Perspektivpapiers Apotheke 2030 hatte man daher vor fünf Jahren folgerichtig die Hinwendung zur patientenorientierten Pharmazie als wichtigste zukunftssichernde Maßnahme festgeschrieben. Selbstverständlich wurde schon damals eine Novellierung der Approbationsordnung gefordert, die dem gestiegenen Ausbildungsbedarf in Klinischer Pharmazie, aber auch der Pharmakologie Rechnung tragen sollte. Doch statt mit Nachdruck diese Novellierung voranzutreiben, wurden von Seiten der Bundesapothekerkammer (BAK) viel Zeit und Geld in die Erarbeitung des Kompetenz-orientierten Lernzielkatalogs Pharmazie (KLP-P) gesteckt und darauf gesetzt, dass Hochschullehrer diesen dann mit Freude und Freiwilligkeit umsetzen. Dieser Katalog wurde vor zwei Jahren verabschiedet, danach wurde es still um das Werk. Auch beim Deutschen Apothekertag 2019 bot er keinen Gesprächsstoff. Der erhoffte Erfolg lässt auf sich warten. Die Etablierung der Klinischen Pharmazie an den pharmazeutischen Hochschulstandorten kommt nur schleppend voran, an einigen Standorten fristet sie nach wie vor das Dasein eines Mauerblümchens. Das ist vielen Apothekerinnen und Apothekern und vor allem dem Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA e. V.) ein Dorn im Auge. Deshalb haben der ADKA-Präsident Prof. Dr. Frank Dörje und Kollegen zusammen mit der Apothekerkammer Niedersachsen, der Bayerischen Landesapothekerkammer und dem Bayerischen Apothekerverband bei diesem Deutschen Apothekertag den Antrag gestellt, das Bundesministerium für Gesundheit mit der Einrichtung einer Arbeitsgruppe „Apothekerausbildung“ zu beauftragen. Diese Arbeitsgruppe sollte endlich den formellen Prozess in Gang bringen und die dringend erforderlichen Anpassungen und Neugestaltungen in der Approbationsordnung mit Nachdruck in Angriff nehmen. Das Vertrauen in die Bundesapothekerkammer war wohl nach den Erfahrungen der letzten fünf Jahre so geschrumpft, dass man hier nicht erwartete, einen entscheidenden Schritt weiterzukommen.
Nun scheint die BAK aber eine BMG-Arbeitsgruppe so zu fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Anders kann man sich das Possenspiel, das sich bei der Antragstellung in Düsseldorf abspielte, kaum erklären. Nachdem der ADKA-Präsident sein Ansinnen vorgetragen hatte, erklärte der BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer, dass auch die BAK eine Novellierung vorantreibe und diese mit der Mitgliederversammlung im November in die Wege leiten wolle. Eine BMG-Arbeitsgruppe lehne man ab, weil man dort keinen Einfluss auf die Mitglieder habe. Während dieses Statements wuchs die für alle einsehbare Rednerliste kontinuierlich an. Kiefer empfahl noch am Ende seines Statements, den Antrag nach Diskussion in den Ausschuss zu verweisen. Doch eine Debatte über den Antrag wurde in einer kaum für möglich gehaltenen Art und Weise abgewürgt. Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, stellte sofort den von Kiefer gewünschten Geschäftsordnungsantrag auf Verweis in den Ausschuss, die Delegierten stimmten zu. Viele Fragen blieben daher unbeantwortet. So zum Beispiel, wie sich denn die BAK den weiteren Fortgang der Novellierung der Approbationsordnung vorstellt, was sie schon erarbeitet hat, wann sie endlich zum Ziel kommen will und wie sie die lange Zeit eines Novellierungsverfahrens überbrücken möchte. Es ist einfach unverständlich, warum die Delegierten mit dem umgehenden Ausschussverweis darauf verzichtet haben, solche Fragen zu diskutieren.
Sicher, auf den ersten Blick waren der noch abzustimmende Leitantrag und das Ringen um die Verankerung der Rx-Versandverbotsforderung das drängendere Problem (s. S. 66). Doch wenn wirklich die honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen das zukunftssichernde Standbein der Vor-Ort-Apotheken werden sollen, wenn nahezu einstimmig gefordert wird, dass bundesweit verpflichtend Apotheker auf Station zu implementieren sind, dann muss zumindest der pharmazeutische Nachwuchs entsprechend fit gemacht werden – und zwar schon im Studium. Hierüber zu diskutieren und um den Weg zu ringen, dieses Ziel schnellstmöglich und ohne Umwege zu erreichen, wäre eine der vornehmsten Pflichten des Deutschen Apothekertags 2019 gewesen.
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