Gesundheitspolitik

Kommentar: Die Stunde der Apotheken

Christine Ahlheim

Es hat ein bisschen gedauert, aber nun hat ABDA-Präsident Schmidt doch noch die richtigen Worte gefunden. In einer Videobotschaft appelliert er an die Apotheker, den aufgrund der Ausbreitung von COVID-19 aufgetretenen Mangel an fertigen Hautdesinfektionsmitteln durch Eigenherstellung auszugleichen. Zudem weist er darauf hin, welche Bedeutung dies über die Lösung des aktuellen Problems hinaus hat: Mit der Eigenher­stellung könnten die Apotheker zeigen, „wie wichtig unser System der inhabergeführten Apotheke vor Ort für unser ganzes Gesundheitswesen ist“.

In der Tat ist das die Stunde der öffentlichen Apotheken. Denn die von Gesundheitsminister Spahn hochgepäppelten EU-Versender müssen passen. Sie können weder ausreichend fertige Hautdesinfektionsmittel liefern noch mit selbst hergestellten Produkten in die Bresche springen. Dazu kommt, dass die Vor-Ort-Apotheken wichtige Ansprechpartner für Fragen rund um das Coronavirus sind. Gerade der Apotheker des Vertrauens kann hier Dinge zurechtrücken, die aufgrund des medialen Hypes den Kunden Angst machen.

Angesichts des kontinuierlichen Rückgangs der Apothekenzahlen stellt sich die Frage, wie die Versorgungssituation bei einer Pandemie mit nur noch der Hälfte der Apotheken aussehen würde. Von den EU-Versendern wäre kaum Hilfe zu erwarten. Aber auch die Heilberufler vor Ort kämen aufgrund der Überlastung viel schneller an ihre Grenzen. Das sollten sich all jene Politiker vor Augen führen, die dem Apothekensterben tatenlos zusehen. Und endlich gegensteuern, um zu verhindern, dass unser bewährtes Apothekensystem unwiederbringlich verloren geht.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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