Wirtschaft

Covid-19: Drohen Lieferengpässe?

Coronavirus führt zu Fabrikschließungen in China

cha | Da zahlreiche Wirkstoffe in China produziert werden, können Produktionsausfälle wegen des Coronavirus auch zu Engpässen bei der Arzneimittelversorgung in Deutschland führen. Zwar sind bisher keine Engpässe gemeldet, doch bei den Europäischen Gesundheitsbehörden ist man wachsam.

Vor möglichen Lieferengpässen bei Antibiotika warnte Morris Hosseini, Pharmaexperte bei der Beratungsgesellschaft Roland Berger, am vergangenen Dienstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Da die Herstellung von Wirkstoffen in der stark betroffenen Provinz Hubei stillstehe, schwänden die Lagervorräte für die Weiterverarbeitung. Kurzfristig reichten die Antibiotika-Lagerbestände aus, um die Produktion aufrechtzuerhalten, doch bei einem längerfristigen Stopp in den chinesischen Werken drohten Lieferengpässe.

Weltweit sei die Pharmabranche in der Wirkstoff-Produktion abhängig von China, da die Herstellung in Europa nicht lohne. So würden etwa Vorstufen der Penicilline stark in der Volksrepublik produziert. Zwar sei die Provinz Hubei mit der Hauptstadt Wuhan nicht der einzige, aber ein maßgeblicher Standort für die Wirkstoffherstellung. „Wenn sich die Situation in den chinesischen Produktionsstätten mittelfristig nicht entspannt, wird sich die Lage in Europa zuspitzen.“ Erschwerend komme dazu, dass mit dem chinesischen Neujahrsfest die Produktion ohnehin geruht habe. Im Fall von Lieferengpässen könnten indische Produzenten einspringen, aber nicht kurzfristig in der benötigten Größenordnung, sagte Hosseini.

EU: Netzwerke für schnelle Reaktion sind geschaffen

Bei den deutschen Behörden sieht man indes noch keinen Grund zur Sorge. Es lägen „bislang keine Hinweise vor, dass es aufgrund des Coronavirus zu kurzfristigen Liefer- oder Versorgungsengpässen kommen wird“, teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn mit.

Weniger optimistisch ist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Er geht laut einem Bericht des „Tagesspiegel“ davon aus, dass es in Deutschland in den kommenden Wochen noch stärker als bisher zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln kommen könnte. „Wenn die Produktion in China über Tage und teils Wochen eingestellt wird“, so Spahn, „kann das natürlich auch Folgen für die Lieferfähigkeit haben.“ Containerschiffe mit Arzneimitteln bräuchten für gewöhnlich rund vier Wochen, um in Europa anzukommen. Akute Engpässe könnten dann in zwei bis drei Wochen durchschlagen, heißt es weiter. „Wir müssen schauen, wie wir damit umgehen“, so Spahn.

Am vergangenen Donnerstag befassten sich auch die EU-Gesundheitsminister sowie die EU-Kommissare Janez Lenarčič und Stella Kyriakides bei einem Sondertreffen des Rates mit dem Coronavirus. Bezüglich möglicher Engpässe bei der Versorgung mit Arzneimitteln sagte Kyriakides: „Die Europäische Arzneimittelagentur hat sich damit bereits befasst und bisher sind keine Engpässe gemeldet worden. Netzwerke für eine schnelle Reaktion sind jedoch bereits geschaffen worden und die Europäischen Gesundheitsbehörden überwachen die Bestände engmaschig.“ |

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