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Ein Krankenhaus, das hoffentlich nie benötigt wird

Corona-Behandlungszentrum für 31 Millionen Euro in den Berliner Messehallen fertiggestellt

eda | Berliner Großbauprojekte verfügen bekanntlich über keinen guten Ruf. Für rund 30 Millionen Euro ist in der Hauptstadt nun ein Krankenhaus fertiggestellt und in der vergangenen Woche ohne große Feierlichkeiten eröffnet worden. Wenn alles gut läuft, wird es in der Einrichtung aber nie ­einen regulären Betrieb geben. Doch deshalb wird dieses Bauprojekt von den Berlinern nicht verteufelt. Im Gegenteil – niemand möchte sich ausmalen, was passiert ist, wenn die 500 Betten im Corona-Behandlungszentrum in den Berliner Messehallen einmal benötigt werden sollten.
Foto: picture alliance/dpa

Im März beschlossen, in rund vier Wochen errichtet: Das Corona-Behandlungszentrum-Jafféstraße, kurz CBZJ, ist in der vergangenen Woche fertig­gestellt worden. Es handelt sich um ein Reservekrankenhaus, das die regulären Berliner Einrichtungen im Fall der Fälle entlasten soll, damit diese weiterhin schwerstkranke Patientinnen und Patienten versorgen können. Dazu sollen Covid-19-Patienten in der Jafféstraße übernommen werden. Damit fügt sich das CBZJ in das SAVE-Berlin@Covid-19-Konzept ein, zu dem 50 Notfallkrankenhäuser gehören.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) erklärte anlässlich der Eröffnung in der vergangenen Woche dazu: „Die Bilder aus Italien, Spanien und New York haben uns gezeigt, dass gut aufgestellte Krankenhaussysteme überlastet werden können. Planer und Architekten haben gemeinsam mit dem Jaffé-Team in kurzer Zeit ganze Arbeit geleistet. Für dieses historische Projekt konnte Kalayci keinen Geringeren als Albrecht Broemme gewinnen (s. DAZ 2020, Nr. 13, S. 18). Der 66-Jährige wirkte rund fünf Jahrzehnte ehren- und hauptamtlich im deutschen Bevölkerungsschutz – viele Jahre davon als Chef der Ber­liner Feuerwehr und zuletzt als Präsident des Technischen Hilfswerks (THW). „Ehe ich jetzt nur Garten­arbeit mache oder den Keller aufräume, hat man sich gedacht: Der könnte auch noch ­etwas anderes machen,“ erklärte er im März gegenüber dem RBB.

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Zur Eröffnung kam auch Bundespräsident Frank-Walter Stein­meier. Im Hintergrund: Projektleiter Albrecht Broemme.

Personalrekrutierung läuft

In Zusammenarbeit mit der Berliner Gesundheitsverwaltung, den Krankenhäusern der Stadt, der Bundeswehr und der Messe hatte Broemme das Projekt innerhalb von zwei Tagen geplant. 31 Millionen Euro wird der Bau in der Berliner Messehalle 26 insgesamt kosten, 488 Betten sind bereits im Stand-by-Modus verfügbar. Letztendlich können bis zu 1000 Reservebetten bereitstehen, um den Überlauf an Covid-19-Patienten aus den regulären Kliniken der Stadt aufzufangen.

Dafür sollen den Planungen zufolge etwa 1000 Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb bereitstehen. Dazu zählen rund 100 Ärzte, vor allem aus den Fachbereichen Pneumologie und Anästhesie, 500 Pflegekräfte sowie 400 Reinigungs- und Logistikkräfte. Das Personal soll sich vor allem aus Pensionären und Studierenden ­rekrutieren, damit möglichst wenige Fachkräfte aus dem bisherigen Gesundheitssystem ­herausgezogen werden. Eine Krankenhausapotheke ist nicht geplant. Bei der Personalgewinnung soll die Ärztekammer Berlin unterstützen. Die Trägerschaft hat der kommunale Krankenhausbetreiber Vivantes übernommen. „Aus allen Vivantes-Einrichtungen haben wir Mitarbeiter zu einem kleinen Kernteam zusammengezogen. Es wird vor Ort geschult, macht regelmäßig Übungen. Es kann ja sein, dass wir erst im Herbst wieder eine neue Infektionsspitze haben“, erklärt Vivantes-Chefin Andrea Grebe. |

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