Gesundheitspolitik

Kommentar: Turbo zünden und bremsen

Christine Ahlheim

Es wäre ja zu schön, um wahr zu sein, wenn es in Sachen Corona einmal ohne Streit abginge. Der jüngste Konflikt dreht sich um die Einbeziehung der Hausärzte beim Impfen. Schon seit geraumer Zeit wird darüber geredet, nun hat sich vergangene Woche die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) der Sache angenommen. Und gleichzeitig den Turbo gezündet und auf die Bremse gedrückt (s. S. 5).

Zwar hat sich der bayerische Gesundheitsminister und GMK-Vorsitzende Klaus Holetschek dazu bekannt, dass die Impfstrategie zukünftig auf zwei Säulen ruhen soll: An der „bewährten Struktur der Impfzentren“ will man festhalten und zusätzlich die Hausärzte einbeziehen. Aber der Impfstoff soll weiterhin prioritär an die Impfzentren gehen und erst bei einer deutlichen Ausweitung der verfügbaren Mengen an die Ärzte.

Vor Mai, so vermutet KBV-Chef Andreas Gassen, werde es daher kaum zu einer Beteiligung der Hausärzte kommen. Dabei könnten in den Praxen pro Woche fünf Millionen Dosen verabreicht werden, stellt die KBV in Aussicht. Selbst mit aufgestockten Impfzentren sei so ein Tempo nicht erreichbar.

Eines ist klar: Dreh- und Angelpunkt ist die Verfügbarkeit der Impfstoffe. Doch warum nicht sofort einen guten Teil der vorhandenen Dosen auch an die Hausärzte liefern? Und damit das Impfen in den Praxen schon einmal im Rahmen des Mög­lichen hochfahren? Im Kampf gegen COVID-19 haben sich unnötige Verzögerungen – Stichwort Masken und Schnelltests – stets als Treiber der Pandemie erwiesen. Die Politik sollte daraus gelernt haben und erkennen, dass es bei der Impfung durch die Hausärzte keine Zeit zu verlieren gibt.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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