Arzneimittel und Therapie

Hypnotika nur in Ausnahmefällen

Leitlinie gibt wichtige Tipps für schlaflose Demenz-Patienten

Zwischen Demenz-Erkrankungen und Schlafstörungen besteht ein enger Zusammenhang. So leiden nicht nur viele Demenz-Kranke an Insomnien, ein gestörter Schlaf soll auch die spätere Entstehung von Demenzen begünstigen. Die Behandlung von Schlafstörungen bei Patienten mit Demenz ist besonders schwierig, da es für viele gängige Behandlungsmethoden wenig oder keine Evidenz gibt. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hat die aktuelle Studienlage zu diesem Thema in ihrer Leitlinie „Insomnie bei neurologischen Erkrankungen“ zusammengetragen.

Schlafstörungen bei Demenz-Erkrankungen wie Störungen des Nachtschlafs und des Tag-Nacht-Rhythmus sind häufig und stellen oft eine große Belastung für die Betroffenen und die pflegenden Personen dar. In einer in der Leitlinie genannten populationsbasierten Studie wurde bei 84,7% der Menschen mit Demenz-Diagnose zusätzlich eine Insomnie festgestellt.

Gesunder Schlaf als Prävention

Auch umgekehrt lassen sich Zusammenhänge erkennen. So gibt es in der Literatur zunehmend Hinweise, dass Schlafstörungen jedweder Form die Entstehung einer Demenz begünstigen können. Insbesondere scheinen Insomnien maßgeblich zur Entwicklung einer Alzheimer-Demenz beizutragen. Bei dieser Form beginnt schon 20 Jahre vor der Demenz die Beta-Amyloid-Aggregation im Gehirn. Beta-Amyloid wird normalerweise im Schlaf über ein pseudolymphatisches System (glymphatisches System) ausgeschieden. Schlafstörungen können diesen Prozess behindern und so dazu beitragen, dass Beta-Amyloid akkumuliert. Bei schlafbezogenen Atemstörungen besteht zudem ein erhöhtes Verhältnis von Tau- zu Aß42-Proteinen, was den Krankheitsverlauf verstärken kann. Daher ist ein gesunder Schlaf eine wichtige Maßnahme bei der Prävention von Demenz-Erkrankungen.

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Eine Lichttherapie in Kombination mit 30 Minuten körperlicher Aktivität kann die Schlafdauer bei an Demenz Erkrankten positiv beeinflussen.

Knifflige Behandlung

Die Behandlung von an Demenz Erkrankten mit Schlafstörungen gestaltet sich jedoch schwierig:

  • Aktuellen Studien zufolge hat Melatonin weder in retardierter noch in unretardierter Form Auswirkungen auf die Schlafparameter, und auch Melatonin-Agonisten können nicht empfohlen werden.
  • Häufig werden Insomnien in Verbindung mit demenzbedingten Verhaltensstörungen lange Zeit erfolglos mit Neuroleptika behandelt. Die Leitlinie „Insomnie bei neurologischen Erkrankungen“ empfiehlt, diese abzusetzen, da sie auf das auffällige Verhalten und die psychologischen Symptome keine Auswirkungen haben.
  • Die in der Praxis häufig verordneten Hypnotika wie Benzodiazepine oder Phytotherapeutika haben keinen nachgewiesenen Nutzen bei Insomnien von Demenzkranken.
  • Hypnotika können zudem zu Sedierung, erhöhter Sturzgefahr und Verschlechterung der Kognition führen. Daher sollte diese Arzneimittelgruppe nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden und nicht etwa, um den Arbeitsablauf in Pflegeheimen zu vereinfachen.

Trazodon bevorzugen

Während die Leitlinie „Demenzen“ keine Empfehlung für eine medikamentöse Therapie von Schlafstörungen bei Demenzkranken abgibt, empfiehlt die neue Leitlinie „Insomnien bei neurologischen Erkrankungen“ Trazodon zur Verbesserung der Einschlafzeit und der Schlafdauer. Allerdings sind keine Auswirkungen auf die nächtliche Wachzeit und die Häufigkeit des nächtlichen Erwachens nachgewiesen.

Empfohlen wird als eine nicht-medikamentöse Therapie die Lichttherapie mit 2500 Lux in Kombination mit mindestens 30 Minuten Laufen an mindestens vier Tagen pro Woche. Diese Maßnahmen verlängerten über sechs Monate bei Patienten mit Alzheimer-Demenz nachweislich die Schlafdauer. |

Literatur

Mayer G et a. Insomnie bei neurologischen Erkrankungen. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, AWMF-Registernummer: 030/045, Stand: 25. Mai 2020, www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-045l_S2k_Insomnie-bei-neurologischen-Erkrankungen_2020-05.pdf

Deutschl G et al. Demenzen. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), AWMF-Registernummer: 038-013, Stand 24. Januar 2016, www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-013l_S3-Demenzen-2016-07.pdf

Apothekerin Sarah Rafehi

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