Prisma

Warum sich Pandas mit Mist einreiben

Stinkender Kälteschutz

Foto: Nicholas – stock.adobe.com

us | Chinesische Forscher grübelten seit Längerem über ein rätselhaftes Verhalten von Großen Pandas (Ailuropoda melanoleuca). Die unter Schutz stehenden Tiere werden gelegentlich dabei beobachtet, wie sie sich in Pferdemist wälzen. Dabei achten die Pandas darauf, dass ihre gesamte Körperoberfläche mit Mist bedeckt wird. Wissenschaftler der chinesischen Akademie der Wissenschaften haben nun eine mögliche Erklärung für das absonderliche Verhalten gefunden. Sie beobachteten, dass die wilden Pandas sich nur in frischem Pferdemist rollen und das auch nur, wenn die Temperaturen unter 15 °C fallen. Also analysierten sie Proben von frischem und gealtertem Pferdemist auf ihre chemische Zusammensetzung. Zwei flüchtige Substanzen, die nur in frischen Proben gefunden wurden, fielen auf: Βeta-Caryophyllen und Caryophyllen­oxid, Terpene, die auch in vielen Pflanzenölen vorkommen. Im nächsten Schritt behandelten die Biologen Heu mit den beiden Substanzen und stellten es Zoo-Pandas zur Verfügung. Die Tiere rollten sich mehrere Minuten in dem behandelten Heu, nicht aber in normalem Kontrollheu. Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass Caryophyllene die Tiere vor Kälte schützen und überprüften dies an Mäusen. Mäuse, die mit den beiden Terpenen behandelt worden waren, hielten es signifikant länger in der Kälte aus als Mäuse, die mit Salzlösung behandelt worden waren. In Zellkulturexperimenten kamen die Wissenschaftler schließlich dem Mechanismus dafür auf die Spur. Βeta-Caryophyllen und Caryophyllenoxid sind Inhibitoren des bei Säugetieren vorkommenden kälteaktivierten Ionenkanals TRPM8. Wenn Pandas sich im Winter mit frischem Pferdemist einreiben, spüren sie also vermutlich die Kälte weniger stark. |

Literatur

Zhou W et al. Why wild giant pandas frequently roll in horse manure. Proc Natl Acad Sci U S A 2020. https://doi.org/10.1073/pnas.2004640117

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