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Pandemie Spezial
Corona-Ticker
Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze
Wir haben im Folgenden wichtige Meldungen der vergangenen Woche für Sie zusammengefasst.
Sputnik V bereits nach einer Dosis wirksam
Um die Impfgeschwindigkeit zu beschleunigen, haben argentinische Forscher die Wirksamkeit des in Russland entwickelten Vektor-Impfstoffs bei Mitarbeitern des Gesundheitswesens untersucht. 227 Probanden waren bereits von einer SARS-CoV-2-Infektion genesen, weitere 62 waren seronegativ. Vor der Impfung sowie jeweils 21 Tage nach der ersten und zweiten Immunisierung wurden die IgG-Antikörper-Titer gegen das Spike-Protein sowie die Neutralisationskapazität bestimmt. Bereits nach einer Dosis zeigte sich bei 94% der zuvor seronegativ-getesteten Personen ein Anstieg der Antikörper: So wies diese Patientengruppe nach der ersten Dosis einen IgG-Titer von durchschnittlich 244 AU/ml auf. Bei 90% konnte zudem eine ausreichend schützende Neutralisationskapazität festgestellt werden. Nach der zweiten Dosis zeigte sich die Serokonversion bei 100% der Probanden, die mittleren Titer betrugen dann 2148 AU/ml. Dagegen wiesen die Genesenen bereits nach der ersten Dosis einen knapp fünffach höheren Titer auf: Von ursprünglich 531 AU/ml erhöhte sich der IgG-Spiegel nach einer Dosis Sputnik V auf durchschnittlich 9850 AU/ml. Die Forscher schlussfolgern, dass sowohl Genesene als auch naive Patienten bereits nach einer einmaligen Dosis Sputnik V einen guten Schutz haben. Somit wäre ihrer Meinung nach eine verspätete zweite Dosis des Impfstoffs vertretbar, um schneller mehr Menschen immunisieren zu können [Rossi AH et al. Cell Reports Medicine 2021. doi: 10.1016/j.xcrm.2021.100359].
Starke Impfreaktion gleich besserer Schutz?
Amerikanische Forscher sind der Frage nachgegangen, ob stärkere Nebenwirkungen nach einer Impfung mit der Vakzine von Biontech/Pfizer mit einer verbesserten Immunantwort verbunden sind. Die Ergebnisse wurden vor Kurzem im Preprint veröffentlicht. Bei der prospektiven Kohortenstudie wurden die Daten von 206 gesunden Probanden nach der vollständigen Immunisierung mit zwei Dosen Comirnaty® ausgewertet. Mittels Fragebogen wurden die Impfnebenwirkungen erfasst. Einen Monat nach der zweiten Impfung wurden sowohl die IgG-Antikörper gegen das Spike-Protein als auch gegen die Rezeptorbindungsdomäne bestimmt. Es zeigte sich, dass schwerere Impfnebenwirkungen nicht zu einem verbesserten Immunschutz führten. Zudem ließ sich in der Auswertung erkennen, dass Frauen häufiger Nebenwirkungen erlitten als Männer. Wer bereits auf die erste Dosis stark reagiert hatte, bei dem war auch die Wahrscheinlichkeit für eine verstärkte Impfreaktion nach der zweiten Dosis erhöht [Coggins SA et al. medRxiv 2021. doi: 10.1101/2021.06.25.21259544].
Chinesischer Totimpfstoff überzeugt in Phase-III-Studie
Vor wenigen Tagen sind die Studienergebnisse der Phase-III-Studie in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht worden, in der die Wirksamkeit und Sicherheit der chinesischen Vakzine Coronavac untersucht worden waren. An der multizentrischen, in der Türkei durchgeführten Doppelblindstudie nahmen etwa 10.200 Probanden teil, die zuvor noch keine SARS-CoV-2-Infektion hatten. Zu den Ausschlusskriterien zählte eine Therapie mit Immunsuppressiva – einschließlich Steroide – innerhalb von sechs Monaten vor Studienbeginn. Die zwei Kohorten bekamen im Verhältnis 1 : 1 (Mitarbeiter des Gesundheitssystems) oder 2 : 1 (alle anderen Probanden) randomisiert an Tag 0 und Tag 14 den Impfstoff mit inaktivierten SARS-CoV-2-Viren und Aluminiumhydroxid als Adjuvans oder Placebo (alle Impfstoffkomponenten ohne inaktivierte Viren). Innerhalb der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 43 Tagen nach der zweiten Dosis wurden bei neun geimpften Probanden und bei 32 mit Placebo behandelten Teilnehmern eine SARS-CoV-2-Infektion diagnostiziert. Somit kann dem Impfstoff eine Wirksamkeit von 83,5% zugesprochen werden. Nebenwirkungen traten ähnlich häufig (18,9% vs. 16,9% unter Placebo) auf und waren nicht schwerwiegend [Tanriover MD et al. The Lancet 2021. doi: 10.1016/S0140-6736(21)01429-X].
Schützen Antikörper vor Delta-Variante?
Mittlerweile ist die Delta-Variante laut Bericht des Robert Koch-Instituts vom 14. Juli für 74% der Neuerkrankungen in Deutschland verantwortlich. Sie zeichnet neben einer Mutation in der N-terminalen Domäne des Spike-Proteins auch eine Mutation in der rezeptorbindenden Domäne des Spike-Proteins aus. Letztere könnte dazu führen, dass die Mutante unempfindlicher auf Antikörper reagiert. Französische Forscher haben sich dieser Frage angenommen, und haben die neutralisierende Aktivität verschiedener Antikörper gegen den isolierten Delta-Stamm sowie die Alpha- und Beta-Variante untersucht. Die Ergebnisse wurden nun im Preprint der „Nature“ veröffentlicht. Sowohl verschiedene rekombinante Antikörper (Bamlanivimab, Etesevimab, Casirivimab, Imdevimab) als auch das Serum von Geimpften und 107 Genesenen (bis zu zwölf Monate nach Infektion) standen im Fokus der Wissenschaftler. Es zeigte sich, dass Bamlanivimab (anders als die anderen drei rekombinant hergestellten Immunglobuline) gegenüber der Delta-Variante keinerlei neutralisierende Wirkung zeigt. Auch im Serum der Rekonvaleszenten detektierten die Forscher im Vergleich zur Alpha-Variante um den Faktor 4 bis 6 geringere Titer neutralisierender Antikörper gegen die Beta- und Delta-Variante. Im Vergleich zur Alpha-Variante führte eine einmalige Immunisierung mit Comirnaty® (Biontech/Pfizer) oder Vaxzevria (AstraZeneca) zu einer vierfach geringeren Neutralisationskapazität gegen die Beta- und Delta-Variante. Nach der zweiten Impfung konnten zwar wesentlich mehr neutralisierende Antikörper gemessen werden, jedoch waren diese immer noch um das Fünf- bis Neunfache weniger aktiv als gegen die Alpha-Variante (s. auch DAZ-Artikel "Die neuen Varianten und der Impfschutz" auf S. 17) [Planas D et al. Nature 2021. doi: 10.1038/s41586-021-03777-9]. |
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