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Deutscher Apothekertag 2021
Alles schon vergessen?
Ein Kommentar
Am Schluss seiner Rede wurde es fast sentimental: Die „Apotheke als ein Stück Heimat“ und überschwängliches Lob für die Zusammenarbeit mit Apotheken und ihren Standesorganisationen nicht nur während der Pandemie. Eitel Sonnenschein zwischen ABDA und BMG. Spahn ist ein gewiefter Rhetoriker. Auf Apothekertagen gelingt es ihm immer wieder, Apothekerinnen und Apotheker auf seine Seite zu ziehen (manche sagen auch: einzulullen). Auch in Düsseldorf war dem (noch amtierenden) Gesundheitsminister lang anhaltender Beifall wieder sicher. Fehlten eigentlich nur Standing Ovations. Konfliktbeladene Themen umschiffte der Polit-Profi in seiner Rede geschickt. Auch in der anschließenden Diskussion: kaum kritisches (Nach-)Fragen, viel Harmonie und gegenseitiges Schulterklopfen.
Punkten kann Spahn immer dann, wenn er eher im Ungefähren bleibt und auf der Metaebene Trends aufzeigt, wohin die (in seinen Augen weitgehend digitale) Reise im Gesundheitswesen geht. Das mag man professionell und souverän nennen. Und ohne Zweifel haben Spahn und das BMG in den letzten Jahren viel auf die Schiene gesetzt und manches bewegt (in welche Richtung auch immer). Andererseits bedarf es keines ausgeprägten Gedächtnisses, um sich auch der apothekenpolitischen Defizite zu erinnern, die Spahn in der vergangenen Legislaturperiode zu verantworten hat: Spahns folgenreichster Sündenfall, das im Koalitionsvertrag von Union und SPD vorgesehene Rx-Versandverbot gesetzgeberisch nicht umzusetzen (mit allen auch arzneimittelpreisrechtlichen Konsequenzen). Handwerkliche Mängel in hektischen Gesetzgebungsverfahren, nicht nur beim E-Rezept und dem Masken- und Vergütungsdesaster. Alles schon vergessen?
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