Wirtschaft

Ja zum Noventi-Darlehen

Aufklärung und Abstimmung beim LAV Ba-Wü

jb | Die Mitglieder des Landesapothekerverbands (LAV) Baden-Württemberg haben sich in einer Abstimmung dafür ausgesprochen, dass sich ihr Verband an einem Darlehen für die an­geschlagene Noventi beteiligt. Nachdem zunächst LAV-Präsidentin Tatjana Zambo die Situation erläutert hatte, stellten sich die aktuellen Noventi-Vorstände und FSA-Vorsitzenden den Fragen der Anwesenden.

Am 22. März waren die LAV-Mitglieder nach Stuttgart geladen, um über das geplante Darlehen in Höhe von 20 Mio. Euro für die Noventi zu entscheiden. Genau genommen geht es um ein Darlehen der Grundstücksverwaltungs­gesellschaft B.A.G. an den FSA, den Eigentümerverein der Noventi, zur Eigenkapitaleinlage. Der LAV ist neben dem FSA und dem Bayerischen Apothekerverband (BAV) Mitgesellschafter der B.A.G. Vorstand und Beirat des LAV hatten bereits empfohlen, dem Dar­lehen zuzustimmen. Anders als in Bayern, wo allein der Beirat entschied, waren in Baden-Württemberg auch die Mitglieder gefragt. Und einige von ihnen nutzten die Gelegenheit, in der außer­ordentlichen Mitgliederversammlung Näheres rund um das Dar­lehen zu erfahren und am Ende darüber abzustimmen. Letztlich gab es (auch dank Stimmüber­tragungen) 78 Ja- und 15 Nein-Stimmen sowie eine Enthaltung.

Grundstück als Sicherheit

Zuvor hatte Zambo erläutert, was den LAV in die Position bringt, überhaupt einen Kredit geben zu können. Das ist der Besitz eines Grundstücks in München, das die Verbände in Bayern und Baden-Württemberg in den 1970er-Jahren gekauft hatten. Dieses wird über die B.A.G. an die Noventi vermietet. Das Konstrukt trage sich über die Mieteinnahmen selbst, gelegentlich habe es Ausschüttungen an den LAV gegeben, Mitgliedsbei­träge flossen nicht in die B.A.G., betonte Zambo. Dieses Grundstück dient als Sicherheit für ein Dar­lehen für die B.A.G. Daraus sowie aus Barmitteln wird dem FSA ein Darlehen gewährt, welches dieser wiederum als Eigenkapitaleinlage der Noventi zur Verfügung stellt.

Weiter erklärte Zambo, dass es Ende 2022 eine Gesprächsanfrage bezüglich des Darlehens seitens des Noventi-Vorstandes gegeben habe. Der Finanzierungsbedarf sei auf 70 Mio. Euro beziffert worden, 50 Mio. Euro konnte die Noventi von Banken organisieren, den Rest sollte der FSA als Eigenkapitaleinlage beisteuern, wofür der Verein das Darlehen der B.A.G. benötigt. Laut Zambo hat der Verband das Sanierungskonzept für die Noventi genau unter die Lupe genommen und seinerseits einen unabhängigen Gutachter beauftragt, dies zu prüfen. Man habe sich die Entscheidung schwer gemacht, so die LAV-Präsidentin. Es sei ein kontroverser Prozess gewesen. Letztendlich habe man sich aber dafür entschieden, weil viel auf dem Spiel stehe – schließlich seien 85 Prozent der LAV-Mitglieder Noventi-Kunden. Zudem dürfe man das Abrechnungsgeschäft nicht gefährden. Das sei aktuell in der Selbstverwaltung der Verbände, gäbe es einen Fall wie die AVP-Pleite noch mal, könnte das seitens der Politik infrage gestellt werden.

Die LAV-Präsidentin wies darauf hin, dass die Abrechnung, das Kerngeschäft der Noventi, gesund sei. Die positiven Beträge hätten nur zuletzt nicht ausgereicht, um die Ausgaben des Konzerns gegenzufinanzieren. Dass der Konzern zuletzt mehr Geld ausgab, als er verdiente, machte Zambo schonungslos deutlich. Bereits 2020 wurde die Bilanz mit sogenannten aktivierten Eigenleistungen geschönt. Dahinter stecken selbst entwickelte Softwareprodukte, die auf der Habenseite verbucht werden. Ohne die wäre man bereits 2021 in die roten Zahlen gerutscht. 2022 reichten auch aktivierte Eigenleistungen nicht mehr. Obwohl diese in Rekordhöhe von 13 Mio. Euro verbucht wurden, war das EBIT negativ – woraufhin ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben wurde.

Ebenfalls vor Ort waren die Noventi-Vorstände Marc Böhm und Frank Steimel sowie die FSA-Vorsitzenden Jürgen Frasch und Andreas Buck, um den LAV-Mitgliedern Rede und Antwort zu stehen. Und es gab so einige Fragen. Vor allem: Warum haben der FSA und der Aufsichtsrat auf die Geschehnisse bei der Noventi erst so spät reagiert? Und: Wie könne man sicher sein, dass es in Zukunft besser laufe?

Den Antworten zufolge wurde zwar viel hinterfragt. „Aber wenn Sie von dem anderen wissentlich angelogen werden, haben Sie keine Chance“, erklärte Frasch. Die Machenschaften seien offenbar gut geplant gewesen. Sicher ist man aber, dass in Zukunft alles besser wird. So sei es jetzt mit der Einzelvertretungsberechtigung vorbei – stattdessen gilt das Vier-Augen-Prinzip. Zudem habe man Regelungen zu Auskunftspflichten zwischen Aufsichtsrat und Vorstand und zwischen Unternehmen und Eigentümern geschaffen.

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