Gesundheitspolitik

Kommentar: Zerreißprobe abgewendet?

Dr. Christine Ahlheim

Vom lizenzierten Fachgeschäft in den Kleingartenverein – so hatte es sich die Ampel bestimmt nicht vorgestellt, als sie die Legalisierung von Genusscannabis in den Koalitionsvertrag schrieb. Doch immerhin eröffnet Gesund­heitsminister Lauterbach mit dem geplanten Gesetz nun den versprochenen Zugang zum straffreien Kiffen (s. S. 8).

Auch in Apothekerkreisen sorgt die Cannabislegalisierung seit Jahren für Diskussionen. Während die einen die Abgabe von Genusscannabis in der Apotheke grundsätzlich ablehnen, da dessen schädliche Wirkung auf die Gesundheit unstrittig ist, sehen die anderen in der Beratung einen Weg, den Schaden bei den Nutzern zu mindern, und wieder andere lockt vor allem der Zusatzverdienst durch einen neuen Umsatzbringer. Diese Bandbreite könnte zur Zerreißprobe werden. Denn auch wenn nur einige Apotheker bei der Cannabisabgabe mitmachen, ist ein Imageverlust für den gesamten Berufs­stand zu befürchten. Ganz zu schweigen davon, dass alle notdienstleistenden Apotheken nächtens mit unerwünschter Kundschaft auf der Suche nach einem Joint rechnen müssten.

Fraglich ist, inwieweit diese Gefahr nun gebannt ist. Denkbar wäre, dass Lauterbach in den in einem zweiten Schritt geplanten Modellregionen die Apotheken zum Mitmachen auffordert. Dann ist zu hoffen, dass sich die Apotheker vor Ort diesem Wunsch verweigern.

Aber vielleicht kommt es ja auch ganz anders: Nachdem mit dem bald zu erwartenden ersten Gesetz der Druck in Sachen Cannabisfreigabe von Lauterbach genommen wird, wendet er sich womöglich wichtigeren Projekten zu. Und die Zerreißprobe bleibt der Apothekerschaft bis auf Weiteres erspart.

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