Gesundheitspolitik

Kommentar: (K)ein Vorbild für Deutschland

Dr. Christine Ahlheim

In England nimmt das Vorhaben, dass Apotheker bei verschiedenen Indikationen Rezepte über Rx-Arzneimittel zulasten des National Health Service (NHS) ausstellen, konkrete Formen an. Ziel des in der vergangenen Woche vorgestellten Reformkonzepts ist vor allem, die Hausärzte zu entlasten (s. S. 2).

Doch ist eine solche Regelung überhaupt sinnvoll und sollte sie als Vorbild für Deutschland dienen? Beides kann verneint werden. Denn zum einen sind Apotheker nicht dafür ausgebildet, Diagnosen zu stellen, und diese Trennlinie zum Arztberuf sollte nicht überschritten werden. Apotheker sind keine „kleinen Ärzte“ und wollen es auch gar nicht sein – sonst hätten sie Medizin studiert statt Pharmazie. Zum anderen fällt mit der Verschreibung durch den Apotheker die bewusste Trennung zwischen der Verordnung eines Medikaments und dem finanziellen Nutzen an dessen Ab­gabe weg. Diese Trennung hat sich jedoch im Interesse der Patienten bewährt und an ihr sollte – auch vor dem Hintergrund des immer wieder ge­forderten Dispensierrechts für Ärzte – nicht gerüttelt werden.

Bei den englischen Ärzten stoßen die Pläne laut Presseberichten auf breite Zustimmung. In Deutschland wäre das unvorstellbar: Hier reagieren die Ärztefunktionäre bereits aggressiv und unsachlich, wenn die Apotheken mit den pharmazeutischen Dienstleistungen ihre Tätigkeit auf ihrem ureigensten Gebiet, den Arzneimitteln, ausweiten – und das, ohne den Medizinern etwas wegzunehmen. Fazit: Auch wenn die Verschreibung durch Apotheker kein Vorbild für Deutschland sein sollte – der respektvolle Umgang der englischen Ärzte mit anderen Heilberuflern ist es allemal.

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