Wirtschaft

Mit DiGAs in die Insolvenz

Dritter Anbieter in Konkurs / Rückzahlungsansprüche für Aidhere nicht zu stemmen

mik | Einigen Start-ups dürfte das Geschäft mit Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) auf Kassenkosten wie eine Goldgrube erschienen sein. Doch auf Dauer ist es nicht so leicht: Mit Aidhere ist bereits der dritte DiGA-Anbieter insolvent gegangen.

Aidhere hat am 23. Mai beim Amtsgericht Hamburg Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Laut Pressemeldung des Unternehmens wurde dies erforderlich, nachdem durch eine Entscheidung der Schiedsstelle der ursprüngliche Vergütungsbetrag für die DiGA Zanadio um mehr als die Hälfte reduziert wurde. Wie „Handelsblatt Inside“ berichtet, ist dies schon die dritte Insolvenz eines DiGA-Anbieters. Zuvor gingen bereits Rehappy (App für Schlaganfallpatienten) und Newsenselab (M-sense Migräne) in Konkurs.

Zanadio ist eine App zur digitalen Behandlung von Adipositas und war Ende Oktober 2020 vorläufig ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen worden. Die Kosten für Apps in dem Verzeichnis werden von den Kassen erstattet. Die vorläu­fige Aufnahme erfolgt, wenn ein positiver Versorgungseffekt noch nicht nachgewiesen werden konnte. Verlangt wurden für die App laut Handelsblatt zu dieser Zeit 499,80 Euro pro Versicherten im Quartal.

Preis fällt auf 218 Euro

Im Mai 2022 wurde die Anwendung nach der Erprobungsphase und dem Nutzennachweis dann dauerhaft im Verzeichnis aufgenommen. Kann der DiGA-Anbieter in der Erprobungsphase den Preis noch selbst bestimmen, haben im Anschluss allerdings die Krankenkassen ein Wörtchen mitzureden. Da es zu keiner Einigung mit dem Spitzenverband kam, setzte ein Schiedsgericht den Preis nun bei 218 Euro an. In der Konsequenz bedeutet dies aber nicht nur eine sehr viel geringere Vergütung – da der Preis rückwirkend ab Oktober 2021 gilt, warten auch Rückzahlungen auf das Unter­nehmen. Laut Handelsblatt geht es um einen Bruttobetrag von mehr als zehn Millionen Euro.

Das Schiedsgericht habe die Entscheidung in dem Wissen getroffen, dass der neue Vergütungs­betrag und die daraus drohenden Rückzahlungsansprüche für das Unternehmen wirtschaftlich nicht zu stemmen seien, erklärt Aidhere. Zudem seien unter den neuen Umständen auch Risikokapital­geber nicht mehr bereit gewesen, die Sanierungsbemühungen zu begleiten.

Zanadio-App weiterhin verordnungsfähig

Laut Aidhere sind bereits erste Sanierungsmaßnahmen veranlasst worden. Um das Unternehmen zu retten und möglichst vollständig die 150 Mitarbeiter:innen halten zu können, sei ein Investorenprozess eingeleitet worden. Es gebe zudem bereits „positive Signale von Interessenten zu den angelaufenen Sanierungsbemühungen“. Das Unternehmen informiert auch darüber, dass die Anwendung weiterhin verfügbar ist und verordnet werden kann.

Der GKV-Spitzenverband hatte bereits Anfang des Jahres eine ernüchternde Bilanz zu zwei Jahren DiGA vorgelegt. Insbesondere der Zusammenhang zwischen Preis­höhe und Nutzen sei oft nicht erkennbar. Durchschnittlich lägen die Herstellerpreise für eine DiGA bei 500 Euro pro Quartal – und das, obwohl sie meist nur als zusätzliche Maßnahme zur bestehenden Versorgung genutzt würden. |

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