Gesundheitspolitik

Kommentar: Zur Eskalation bereit?!

Dr. Benjamin Wessinger

Ganz unabhängig davon, ob der zweite Protesttag (siehe Artikel "Minister spricht, Apotheken schließen") wirklich die von der ABDA vollmundig angekündigte Eskalation darstellen wird – auf eine ganztägige Schließung folgt erst eine (virtuelle) Postkartenaktion und dann eine dreistündige Schließung – stellt sich die Frage, ob die für den 27. September angekündigte Aktion erfolgreich sein wird.

Grundsätzlich haben Apothekenschließungen das Problem, dass sie vor allem diejenigen treffen, die man eigentlich als Verbün­dete erreichen will und muss: die Patientinnen und Kunden. Im Juni ist das gelungen, es gab viel öffentliche Unterstützung für die Anliegen der Apothekerschaft. Und bei der Politik dürfte der Juni-Aktionstag vor allem angesichts der breiten und überwiegend wohlwollenden Medienresonanz zumindest Aufmerksamkeit gefunden haben – auch wenn konkrete Ergebnisse bisher ausgeblieben sind.

Ob das dieses Mal wieder gelingt? Selbst wenn übernächste Woche wieder genauso viele oder sogar noch mehr Apotheken mitmachen als im Juni: Es dürfte schwierig sein, mit der Aussage „wir schließen unsere Apotheken, so lange Herr Lauterbach zu uns spricht, weil wir Apotheker gerade unsere Hauptversammlung in Düsseldorf haben und wir ihm Fragen geschickt haben, die er bitte beantworten soll“ breite Unterstützung der Öffentlichkeit zu bekommen.

Trotzdem wäre es fatal, wenn diese Aktion verpufft. Deshalb gilt: Hoffentlich sind am Nachmittag des 27. September wieder fast alle Apotheken geschlossen. Denn das würde der Politik deutlich zeigen, dass der Berufsstand auch zu einer „echten“ Eskalation fähig wäre, wenn seine berechtigten Forderungen weiterhin ignoriert werden!

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