Gesundheitspolitik

Gegen Zukunftsklau: Auch der Süden wird laut

Apothekenteams protestieren zu Tausenden auf dem Stuttgarter Schlossplatz

jb/gg | Protestmonat November, dritter Akt: Am vergangenen Mittwoch war der Süden dran. Die Apothekerverbände aus Bayern und Baden-Württemberg hatten die Apothekenteams aufgerufen, sich auf dem Stuttgarter Schlossplatz einzufinden. 

Diese waren dem Aufruf in großer Zahl gefolgt. Von bis zu 5000 Teilnehmenden war die Rede, die umweht von Bratwurst- und Glühweinduft ein tobendes und pfeifendes Meer aus weißen Warnwesten bildeten und der eisigen Kälte trotzten. Die Apotheker:innen, PTA und PKA waren „hier und laut, weil man ihnen die Zukunft klaut.“ „Mit kalten Füßen und heißen Herzen“ seien sie heute zusammenge­kommen, da es bereits „fünf nach zwölf für die Deutsche Apothekerschaft“ sei, schallte es von der Bühne, auf der unter anderem die Präsidentin des LAV Baden-Württemberg, Tatjana Zambo, und ihr bayerischer Amtskollege Hans-­Peter Hubmann zu Wort kamen. Auch Vertreter:innen aus der Ärzteschaft und der Politik erklärten sich solidarisch.

Lauterbach solle nicht so viel in „Talkshows herumtingeln“, sondern lieber schnell und effektiv handeln, um die Apotheken zu stärken, denn „Apotheken sterben“, erklärte Zambo als erste Rednerin. Und zwar sei dieses Apothekensterben eben nicht auf Missmanagement oder Fehler einzelner Inhaber:innen zurückzuführen, sondern auf Personalmangel und die unzureichende Honorierung. Dafür zeige man hier und heute „dem BMG die Rote Karte“.

Für BAV-Chef Hubmann sind „Bürokratie, Struktur und Vergütung […] die Stichwörter der Stunde“. Während man von einer tatsäch­lichen Stärkung der Apotheken „Lichtjahre entfernt“ sei, müssten die Apothekenteams andauernd „Probleme lösen, die andere ver­ursacht haben“. Besonders stellte Hubmann nochmals den Wert der Rezeptur hervor, die Millionen von Menschen jedes Jahr in Anspruch nehmen – und eben die laut Lauterbachs Plänen künftig nicht mehr in allen Apotheken vorhanden sein soll.

Foto: DAZ

Silke Laubscher, Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, legte bei ihrer Rede besonderes Augenmerk auf die Situation der angestellten Approbierten, deren Interessen sie auch im ABDA-Vorstand vertritt.

Für die Berufsgruppe der PTA sprach danach Eva Bahn, PTA des Jahres 2021. Sie seien das Rückgrat der Apotheken, erklärte sie.

Foto: DAZ

Politik und Ärzte dabei

Auch aus den Reihen der baden-württembergischen Landespolitik ließen sich einige Vertreter:innen auf der Kundgebung blicken, so etwa Petra Krebs, Sprecherin für Soziales, Gesundheit und Pflege der grünen Landtagsfraktion, Michael Preusch, gesundheitspo­litischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Jochen Haussmann, Sprecher für Gesundheitspolitik der FDP-Landtagsfraktion, sowie Florian Wahl, Sprecher für Gesundheit und Pflege der SPD-Landtagsfraktion. Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach und der gesundheitspolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag, Bernhard Seidenath, bekundeten ihre Solidarität per Videobotschaft. Wie schon in Dortmund, suchte man auch in Stuttgart den Schulterschluss mit den Ärzt:innen und ihren Teams. Und so kamen Nicola Buhlinger-Göpfarth (Vorsitzende des Hausärzteverbandes BW) und Norbert Smetak (Vorsitzender MEDI BW) auf der Bühne zu Wort.

Nächster Stopp: Dresden

Diesen Mittwoch wird nun im Osten protestiert. Die Apotheken in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sind aufgerufen an diesem Tag geschlossen zu bleiben, damit die Apothekenteams an der vierten und letzten dezentralen Kundgebung „Ost“ in Dresden teilnehmen können. |

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