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Gesundheitspolitik
Kommentar: Keine Angst vor bitteren Pillen!
Zugegeben: Was der Freiburger Ökonom Bernd Raffelhüschen an Reformvorschlägen für die gesetzliche Krankenversicherung via Bild-Zeitung verbreitet, hat teilweise schon populistische Züge (s. S. 8). So sollen Raucher und Übergewichtige verstärkt an Behandlungskosten beteiligt werden und Skifahrer für das gebrochene Bein selbst bezahlen. Das mag zwar einleuchtend klingen, ist aber weder politisch noch praktisch durchsetzbar.
Anders sieht es aus mit der von Raffelhüschen geforderten höheren Selbstbeteiligung. Die würde nicht nur Geld in die Kassen spülen, sondern könnte auch die Ausgaben mindern, indem nicht wegen jedes Wehwehchens gleich der Arzt aufgesucht wird. Doch Gesundheitsminister Lauterbach hat sofort abgewinkt – für die große Mehrheit sei das nicht bezahlbar. Dabei übersieht er, dass es wie bisher auch Zuschüsse für Geringverdiener geben soll.
Die Frage ist: Wie will Lauterbach denn die GKV-Finanzen überhaupt stabilisieren? Leistungskürzungen hat er schon bei seiner Vorstellung als frisch gebackener Minister ausgeschlossen, und daran, dass er Finanzminister Lindner die eigentlich im Koalitionsvertrag vereinbarten Milliarden für die Bürgergeld-Empfänger entlocken kann, glaubt er wohl selbst nicht.
Angesichts der Herausforderungen, vor denen unser Gesundheitssystem steht, wird er jedoch kaum darum herumkommen, bittere Pillen zu verteilen. Wenn diese wirken und die GKV stabilisieren, gibt der Erfolg ihm recht. Daher sollte Lauterbach eine wie auch immer geartete Selbstbeteiligung nicht vorschnell als „nur für Professoren bezahlbar“ abtun. Zumindest so lange nicht, bis er mit eigenen Ideen glänzen kann.
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