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pDL – unbedingt und jetzt!

Foto: Philip Kottlorz Fotografie

Julia Borsch, Chefredakteurin der DAZ

Die Möglichkeit, pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) zu erbringen und abzurechnen, kann man mit Fug und Recht als Meilenstein für den Apothekerberuf bezeichnen. Denn zum ersten Mal können Apotheken unabhängig von einer Arzneimittelabgabe selbstständig eine Leistung bei einer privaten oder gesetzlichen Krankenversicherung auslösen. Damit wird nicht nur eine langjährige Forderung der ABDA, sondern auch der erklärte Wunsch der Politik umgesetzt, der Apothekerberuf müsse sich weiterentwickeln. Weg von der rein packungsbasierten Vergütung hin zu einem Honorierungsmodell, das zusätzlich auf der Erbringung von pDL basiert. Der Weg dahin war lang und holprig (siehe Seite 18) und ist auch noch nicht zu Ende. Denn unter anderem die Krankenkassen sind gegen die neue apothekerliche Aufgabe vor Gericht gezogen. Zudem gibt es bei der Bereitschaft der Apotheken, die neuen Dienstleistungen anzubieten, noch viel Luft nach oben. Die neue Aufgabe kam nämlich zu keinem günstigen Zeitpunkt. Da ist zum einen der Personalmangel, der den Apotheken bereits seit Längerem zu schaffen macht. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Dazu kommen finanzielle Einbußen durch massiv gestiegene Kosten, die anders als in anderen Branchen so gut wie nicht weitergegeben werden können, und der gestiegene Kassenabschlag. Und dann sind da auch noch die Lieferengpässe, die in den Apothekenteams massiv Kapazitäten binden. Eine signifikante Verbesserung der Lage oder gar ein Ende ist auch hier nicht absehbar. Dass bei dieser Gemengelage viele Apotheken erst einmal zurückhaltend sind, die pDL anzubieten, ist nachvollziehbar. Schließlich erfordern zumindest die komplexen Dienstleistungen neben Zeit auch Investitionen in Fortbildung und technische Unterstützung. Die Tatsache, dass die pDL in der Apotheke zudem einen Wust an zusätzlicher Bürokratie verursachen, macht es keineswegs besser.

Trotzdem sollten die Apotheken alles versuchen, die pDL anzubieten – und sei es „nur“ die Inhaler-Schulung oder die Blutdruckmessung. Denn, dass sie wieder einkassiert werden könnten, sollten sie nicht angeboten werden, ist keine Utopie. In Zeiten klammer Kassen im Gesundheitswesen mangelt es nicht an Ideen, das Geld anderweitig zu verwenden. Für die Apotheken sind die pDL aber eine Chance, die möglicherweise so schnell nicht wiederkommt. Sie werden zwar kurzfristig nicht die Existenz irgendeiner Apotheke sichern, dafür aber langfristig die Rolle der Apothekerinnen und Apotheker im Gesundheitswesen festigen – als Gesundheitsdienst­leister und Experten für alles, was die Arzneimitteltherapie betrifft. Denn die Gesellschaft, die mit einer Kombination aus demografischem Wandel und zunehmendem Ärztemangel klarkommen muss, braucht Apothekerinnen und Apotheker als Arzneimittelexperten. Natürlich müssen diese dann auch davon leben können. Damit das irgendwann der Fall ist, ist es aber wichtig, den nun beschrittenen Weg weiterzugehen und die pDL zum Fliegen zu bringen, sodass überhaupt niemand auf die Idee kommt, sie wieder einzustampfen.

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