Die Seite 3

Weichen stellen für mehr Geld

Thomas Müller-Bohn, 
Redakteur der DAZ

Die Anträge zum Deutschen Apothekertag lassen (meistens) erkennen, was die Apotheken besonders beschäftigt. In diesem Jahr stehen zwei Aspekte im Mittelpunkt, wie eine Übersicht auf Seite 16 zeigt. Die Apotheken brauchen mehr Geld und mehr Handlungsmöglichkeiten. Neben neuen oder erweiterten Leistungen sind vor allem mehr Optionen bei Lieferengpässen gefragt. Obwohl das Lieferengpassgesetz gerade erst in Kraft getreten ist, gibt es Anträge für weitere Handlungsmöglichkeiten zum erleichterten Austausch. Denn die neuen Regeln werden nicht ausreichen.

Mindestens ebenso offensichtlich ist die Honorarlücke bei den Apotheken. Einzelne Anträge greifen daher Elemente aus dem bekannten ABDA-Forderungskatalog auf. Die zentrale Forderung nach einer Erhöhung des Festzuschlags auf 12 Euro wird bekräftigt. Der Festzuschlag soll außerdem ab 2025 über einen Index angepasst werden. Hinzu kommen viele Anträge mit Vorschlägen für neue Honorarkomponenten, die noch nicht im Forderungskatalog stehen. Die Anpassung des Festzuschlags auf 12 Euro ist als Ausgleich für die Preissteigerungen seit 2002 nötig (das war das Basisjahr für das Kombimodell). Die Mini-Erhöhung von 2013 reichte schon damals nicht aus. Die vorgeschlagenen Zusatzhonorare sind daher eigene Themen – und für sie alle gibt es gute Gründe. Trotzdem erscheint es vor der Debatte über neue Honorarideen angebracht, die Strategie abzustecken. Soll der Forderungskatalog sofort um die weiteren Honorarkomponenten ergänzt werden oder werden das eher Alternativen, für den Fall, dass die geforderten 12 Euro in der künftigen politischen Auseinandersetzung dahinschmelzen? Das berührt auch die lange überfällige Frage, wofür der Festzuschlag stehen soll. Wenn er ein Pauschalhonorar sein und bleiben soll, müssen Leistungen, die es 2004 so noch nicht gab, zusätzlich berücksichtigt werden, in der Pauschale oder einzeln. Wenn die Politik aber den Festzuschlag nicht fortschreiben will, müssen mehr Leistungen einzeln bezahlt werden. Der Abrechnungsaufwand spricht für die Pauschale. Hier müssen die Weichen gestellt werden, wie mehr Geld in die Apotheken fließen soll. Die Hauptversammlung steht damit vor der Frage, wie sie mit den vielen Honorarideen umgehen und zugleich das ganze Honorarkonzept im Blick behalten soll.

Um den Blick auf das Ganze geht es auch an anderer Stelle. Wenn die Apotheken jetzt vor allem mehr Geld brauchen, erscheint es wenig logisch, dass die ABDA ihre Beiträge ausgerechnet jetzt besonders stark erhöht. Früher war oft zu hören, dass die Tochter­unternehmen der ABDA auch Reserven für problematische Zeiten bieten sollen. Wann, wenn nicht jetzt wäre es angebracht, diese Reserven zu nutzen? Doch stattdessen sollen die Töchter gerade jetzt weniger in den ABDA-Etat einbringen, um ihrerseits die Instand­haltung der Immobilien zu finanzieren. Auch hier geht es um Weichenstellungen. Der Apothekertag ist nicht für den ABDA-Haushalt zuständig, aber für die politischen Signale, die von der ABDA ausgehen. Darum wird es spannend, ob auch dieses Thema einen Weg in die Hauptversammlung findet.

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