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Multiple Sklerose
Cladribin verlangsamt Progression
Eine kurzzeitige orale Behandlung mit Cladribin führte bei der schubförmigen Multiplen Sklerose zu schnellen und anhaltenden Verbesserungen der klinischen und mit Magnetresonanz-Tomografie (MRT) gemessen Befunde.
Daten aus Post-hoc-Analysen der zweijährigen (96 Wochen) placebokontrollierten Phase-III-Studie CLARITY mit Cladribin zur Behandlung von Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose (MS) zeigen, dass diese Behandlung über einen Zeitraum von 96 Wochen zu schnellen und anhaltenden Verbesserungen der klinischen und mit Magnetresonanz-Tomographie (MRT) gemessen Befunde führt. Nach diesen Studienergebnissen könnte die kurzzeitige orale jährliche Verabreichung von Cladribin das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
Das Purinanalogon Cladribin ist ein Zytostatikum, das seit 1997 für die Behandlung der Haarzell-Leukämie zugelassen ist. Es beeinflusst möglicherweise das Verhalten und die Proliferation von Lymphozyten, die wahrscheinlich am pathologischen Prozess der MS beteiligt sind.
In der CLARITY-Studie wurden insgesamt 1.326 Patienten zufällig einem der drei Studienarme zugeteilt und erhielten oral entweder eine von zwei unterschiedlichen Dosierungen von Cladribin oder Placebo (Verhältnis 1:1:1). Im ersten Jahr wurden Cladribin-Tabletten in zwei (niedrige Dosierung) oder vier Behandlungszyklen (hohe Dosierung) verabreicht, wobei das Präparat in jedem Zyklus abhängig vom Körpergewicht der Patienten an vier bis fünf aufeinander folgenden Tagen eingenommen wurde. Das heißt, dass die an der Studie beteiligten Patienten an acht bis 20 Tagen im Jahr Cladribin-Tabletten einnehmen mussten. Im zweiten Jahr erhielten alle Patientengruppen zwei Behandlungszyklen; hier nahmen die Patienten an acht bis zehn Tagen im Jahr Cladribin ein.
In der CLARITY-Studie reduzierte Cladribin signifikant die auf ein Jahr bezogene Schubrate gegenüber Placebo (primärer Endpunkt). Diese signifikante Wirkung (keine Überschneidung der jeweiligen 95-%-Konfidenzintervalle) war bereits zwölf Wochen nach Beginn der Therapie bei den mit der niedrigen Dosierung von Cladribin behandelten Patienten feststellbar (niedrige Dosierung: 0,20; Placebo: 0,49) und 16 Wochen nach Behandlungsbeginn für beide mit Cladribin-Tabletten behandelten Patientengruppen (niedrige Dosierung: 0,19; hohe Dosierung: 0,21; Placebo: 0,44). Die Effekte hielten über die Studiendauer von 96 Wochen an, und es ergaben sich relative Verringerungen der jährlichen Schubraten um mehr als 50 % für die mit Cladribin behandelten Patienten im Vergleich zu Placebo (niedrige Dosierung: 0,14; hohe Dosierung: 0,15; Placebo: 0,33, p<0,001 für beide Behandlungsgruppen).
Bei beiden mit Cladribin behandelten Gruppen wurde bei der ersten Untersuchung (24 Wochen) eine niedrigere mittlere Anzahl verschiedener Typen von Hirnläsionen beobachtet (gemessen anhand vorab spezifizierter MRT-Endpunkte). Dieser Befund bestätigte sich über den gesamten Untersuchungszeitraum von 96 Wochen und resultierte in statistisch hoch signifikanten Ergebnissen. Die Wirkungen von Cladribin auf klinische und mit MRT gemessene Werte gingen einher mit raschen und anhaltenden Wirkungen auf an der Pathogenese der Multiplen Sklerose beteiligte Subtypen T- und B-Zellen.
Die Nebenwirkungen waren mit denen unter Placebo-Therapie vergleichbar. Lymphopenie, eine aufgrund des vermuteten Wirkmechanismus von Cladribin erwartete Nebenwirkung, trat in den mit Cladribin behandelten Patientengruppen häufiger auf (niedrige Dosierung: 21,6 %; hohe Dosierung: 31,5 %; Placebo: 1,8 %). Bei 2,3 % der mit Cladribin-Tabletten behandelten Patienten traten Herpes-zoster-Infektionen (Gürtelrose) auf.
Die Firma Merck plant, Cladribin-Tabletten im Sommer 2009 bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA und der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA zur Zulassung einzureichen.
Konstanz - 30.06.2009, 17:54 Uhr