Kinderpornografie

Berliner Charité bietet kostenlose und freiwillige Behandlung an

Berlin - 05.07.2009, 09:03 Uhr


Mit dem Programm möchte das Institut aktiv dagegen vorgehen, dass die Betroffenen irgendwann zum Täter werden, denn, so Institutsdirektor Beier, "der Konsum senkt die Schwelle, Übergriffe zu begehen."

Spätestens seit der umstrittenen Stoppschild-Initiative von Familienministerin von der Leyen ist Kinderpornografie in aller Munde. Ob man mit einer plakativen Maßnahme wie dem Stoppschild irgendetwas für die betroffenen Kinder tun kann, sei dahin gestellt. Ganz sicher aber tut man etwas für sie, wenn man versucht, die Nutzer von Kinderpornografie zu einer therapeutischen Behandlung zu bewegen. Genau dies tut das Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Berliner Charité in seinem Projekt "Kein Täter werden". Es bietet Betroffenen kostenlos Beratung und Therapie an, um möglicherweise drohenden Übergriffen auf Minderjährige vorzubeugen.

Die Nutzer von kinderpornografischem Material haben in der Regel eine pädophile Neigung. Diese entwickele sich in der Regel im Jugendalter und bleibe dann ein Leben lang bestehen. Dabei sei der Begriff "Pornografie" schon eine Verharmlosung, so der Direktor des Instituts Klaus Beier gegenüber der Berliner Tageszeitung, denn wer dieses Material konsumiere, der schaue bei sexuellem Missbrauch zu. Nach Ansicht von Beier senkt die Befassung mit derartigem Material die Schwelle, selbst Übergriffe zu begehen. Hier setzt die Therapie an, zu der betroffene Männer in einer jetzt anlaufenden Kampagne in TV- und Kinowerbespots gezielt motiviert werden sollen. Zusätzlich ist aber auch jeder Einzelne im beruflichen wie privaten Umfeld dazu aufgefordert, bei entsprechendem Verdacht auf das Projekt hinzuweisen.

Schon seit vier Jahren bieten Beier und seine Mitarbeiter Hilfe für pädophile Männer an, das Projekt ist bundesweit einzigartig. Im Rahmen von wöchentlichen Gruppentherapiesitzungen lernen die Männer, ihre sexuellen Impulse situationsabhängig genauer zu beobachten und zu kontrollieren. In Rollenspielen sollen sie sich in die Situation der Opfer einfühlen. Darüber hinaus nimmt rund ein Drittel der Teilnehmer Medikamente zur Dämpfung der Libido ein. Merken die Therapeuten, dass ein Teilnehmer der Sitzungen möglicherweise kurz vor einem Übergriff steht, so werden konkrete Gegenmaßnahmen verabredet - gegebenenfalls bis hin zur entsprechend wirksamen Medikamentengabe. Die Schweigepflicht für alle Institutsmitarbeiter besteht aber in jedem Falle weiter, denn sonst, so Beier, "wäre das Projekt tot".


Tarja Wündrich


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