Oesterle siegt im Machtkampf

Meister verlässt Celesio

Stuttgart - 31.07.2009, 12:13 Uhr


Der Machtkampf bei Celesio ist entschieden. Soeben bestätigte ein Konzernsprecher gegenüber DAZonline, dass Vizechef Stefan Meister den Vorstand des Stuttgarter Unternehmens verlassen wird.

Zwischen Celesio-Vorstandschef Fritz Oesterle und seinem Vize war es im Zuge der Übernahme des brasilianischen Pharmagroßhändlers Panpharma zu einem Zerwürfnis gekommen. Beide Celesen warfen sich vor, den Deal schlecht vorbereitet zu haben, wobei allerdings unklar blieb, inwiefern Meister überhaupt an der Panpharma-Übernahme beteiligt war. Auf seiner Seite hatte Meister zunächst Haniel-Konzernchef Eckhard Cordes, den es mächtig störte, dass Oesterle die Übernahme in Brasilien ohne endgültige Erlaubnis des Aufsichtsrates bekannt gegeben hatte. Cordes ließ öffentlich erklären, dass er noch „finanzielle und rechtliche Fragen“ habe. Schließlich begleitete Cordes Oesterle persönlich nach Brasilien, um einige Punkte neu zu verhandeln. Celesio übernahm 50,1 Prozent an dem pharmazeutischen Großhändler – und damit weniger als geplant.

Das Vertrauen seines Chefs verlor Meister endgültig, als bekannt wurde, dass er an Oesterle vorbei mit der Haniel-Familie verhandelt hatte. Dort scheint der Finanzspezialist ein Stein im Brett zu haben. Dass es nicht zu einem schnellen Rauswurf Meisters kam, dürfte auf eine Intervention von Clanoberhaupt Franz Markus Haniel zurückzuführen sein. Er holte Meister jetzt in den Haniel-Vorstand. Wie es heißt,  gilt der 43jährige Meister mittelfristig als Kandidat für die Celesio-Spitze.

Personell herrscht bei Haniel ein ziemliches Tohuwabohu. Viele Zukunftsfragen sind offen. Seit Monaten und bislang ohne Ergebnis wird nach einem neuen Chef für die Holding gesucht, da sich Cordes zukünftig nur noch um die Haniel-Tochter Metro kümmern soll. Hinzu kommt, dass, wie es heißt, Finanzvorstand Klaus Trützschler, 61, in zwei Jahren in Rente gehen wird.

Meister war bei Celesio von 1995 bis 1998 in Großbritannien für das Apotheken- und Großhandelsgeschäft verantwortlich gewesen. 1999 wurde er in den Vorstand berufen. 2004 übernahm der Schweizer die Verantwortung für das Apothekengeschäft des Konzerns. Außerdem war er Arbeitsdirektor. 2006 wurde der Meister schließlich auch stellvertretender Vorsitzender im Celesio-Vorstand.

Celesio scheint in den letzten Monaten das Glück verlassen zu haben. Erst in der vergangenen Woche hatte DocMorris-Gründer Ralf Däinghaus dem Bad Cannstatter Konzern Adieu gesagt. Und der Stachel des EuGH-Apotheken-Urteils, das die hoch trabenden Ketten-Pläne des Konzerns zunichte gemacht hatte, scheint immer noch tief zu sitzen. In der veröffentlichten Meinung hat das Image Oesterles tiefe Kratzer bekommen – und für viele Apothekerinnen und Apotheker ist der Schwabe nach seinen Saarbrücker DocMorris-Eskapaden ohnehin ein rotes Tuch.


Christian Rotta