Der Sonntagskommentar

Große Hoffnungen

Berlin - 25.10.2009, 00:30 Uhr


Für uns Apothekerinnen und Apotheker war es die Nachricht des Tages: der niedersächsische Wirtschaftsminister Philipp Rösler, FDP, wird in der schwarz-gelben Bundesregierung der neue Bundesgesundheitsminister.

Damit ist die Ulla-Schmidt-Ära endlich zu Ende und: Josef Hecken, der Apothekerschreck vom Saarland, wurde nicht - wie anfangs vielfach befürchtet - von Merkel zum Gesundheitsminister ernannt. Nachdem man in den Koalitionsgesprächen dem Gesundheitsfonds in seiner jetzigen Ausgestaltung eine Absage erteilte und ab 2011 in Richtung Kopfpauschale marschiert, war es für Merkel  nicht mehr notwendig, Hecken, einen Befürworter des bisherigen Gesundheitsfonds, ins Kabinett zu holen. Und Frau von der Leyen, die in den vergangenen Wochen bereits als Gesundheits- und sogar als Superministerin (Gesundheit und Familie) gehandelt wurde, bleibt Familienministerin. Dort hat sie sich bewährt und Sympathien erworben.

Also: Die Gesundheits- und damit auch Apothekenpolitik wird in den nächsten Jahren mit Philipp Rösler (36) die Handschrift der FDP tragen. Der Youngster im Kabinett Merkels, der erst 2009 Wirtschaftsminister in Niedersachsen wurde, gilt als Hoffnungsträger der Liberalen. Was Guttenberg in der CSU ist Rösler bei der FDP: jung, charismatisch, unverbraucht, mit frischen Ideen. Und er ist „vom Fach“. Als gelernter Allgemeinarzt mit Promotion in der Herz-Thorax-Gefäßchirurgie kann man ihm zutrauen, das Räderwerk des Gesundheitswesens zu durchschauen. Als Gegner des Gesundheitsfonds wird er sich dafür einsetzen, unser Krankenversicherungssystem zu verändern. Laut Koalitionsvertrag heißt die Richtung ab 2011 Kopfpauschale und mehr Wettbewerb für die Kassen.

Und schaut man sich die Passagen des Koalitionsvertrags an, die den Apotheken gewidmet sind, werden unter Philip Rösler, der übrigens Lakritzliebhaber und Hobby-Bauchredner sein soll, „die freiberuflichen Apothekerinnen und Apotheker eine zentrale und wichtige Rolle für eine gute Arzneimittelversorgung spielen“. Die FDP bekennt sich zur inhabergeführten Apotheke, steht für eine flächendeckende Arzneimittelversorgung, für das Fremd- und Mehrbesitzverbot und ist gegen die Auswüchse im Versandhandel wie z. B. Pick-up. Sich zum Teil widersprechende Elemente, die den Arzneimittelmarkt regeln, sollen auf den Prüfstand kommen, heißt es im Koalitionsvertrag. Dies könnte bedeuten, dass beispielsweise das Festbetrags- und das Rabattvertragssystem hinterfragt werden.

Damit nicht genug. Daniel Bahr wird Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Der 33-Jährige ist bekennender Gegner von Pick-up-Stellen, für die inhabergeführte Apotheke und für Fremd- und Mehrbesitzverbot. Eine ideale Ergänzung zu Rösler.

Mein erstes Fazit: Philipp Rösler übernimmt eines der härtesten Ministerien. Wir wissen, dass er uns Apothekerinnen und Apotheker schätzt. Das lässt hoffen. Mit Daniel Bahr an seiner Seite werden die beiden Jungen unser heutiges Apothekenwesen stabilisieren. Enttäuschen wir sie nicht! Ich bin überzeugt, dass unter dieser Regierung unsere Arbeit für die Gesellschaft noch mehr anerkannt wird als bisher.  

Genießen Sie Ihren Sonntagskaffee und gönnen Sie sich einen extra Schlag Sahne!
Ihr
Peter Ditzel